„Jugendfarm…bei dem Wetter! Bitte nicht…“ tönt es geschlossen aus den Mündern meiner beiden Kinder, als ich ihnen den Plan für den Nachmittag ankündige: Ein Besuch auf der Jugendfarm Birkach. Draußen ist es bewölkt und nach der sonnigen Woche lädt eher das Kinderzimmer zum Spielen ein als ein Gang nach Draußen. Doch sobald wir mit Freunden das Gelände betreten, haben die Kinder ihre Meinung geändert. Überall gibt es etwas zu entdecken, es riecht nach Pferden und Grillfeuer. Die Kinder brauchen eine Weile, um alle Eindrücke in sich aufzunehmen. Erst zum Trampolin, zu den Rutschen oder zu den Tieren? Die Mädchen entscheiden sich für das offene Reiten, das heute stattfindet, gerade werden die Pferde gesattelt.
Ich schaue mich im Aufenthaltsbereich um, einem großen Raum mit Küche, Sofas und vielen Spielen für Regentage. Heute findet hier das Infocafé für interessierte Eltern statt. Bei Kaffee und einem Stück Kuchen erzählt mir Sabine Dittmann, eine der drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, von den Ursprüngen der Farm. Sie wurde 1974 nach dem Vorbild der Jugendfarm Elsental durch die Initiative einiger Eltern gegründet und ist damit eine der ältesten Jugendfarmen in Stuttgart.
„Unsere Angebote richten sich hauptsächlich an Kinder zwischen sechs und 16 Jahren - natürlich dürfen auch Jüngere kommen, dann aber in Begleitung ihrer Eltern“, erklärt Dittmann. „Die Kinder können hier einfach nur da sein und spielen, aber auch aus verschiedenen festen Angeboten wählen“. Im Tierbereich lernen sie im Umgang und der Pflege Verantwortung zu übernehmen. „Meistens trudeln die Kinder nach dem Mittagessen hier ein und helfen erstmal, die Ställe auszumisten.“
Im offenen Bereich können die Kinder frei spielen - und der Hüttenbaubereich mit der Werkstatt kommt besonders bei den Jungs gut an. Zusammen mit einem Mitarbeiter können die Kinder hier nach Herzenslust hämmern, sägen und schrauben“. Zweimal pro Woche findet das öffentliche Reiten statt: Hier werden auch Kinder unter sechs Jahren auf den Pferden geführt und können erste Kontakte zu den Tieren knüpfen. Anschließend gibt es dann ein Lagerfeuer und Stockbrot, um den Nachmittag ausklingen zu lassen.
„Unsere Besucher können sich hier ausprobieren - ohne Termin- und Leistungsdruck oder Elternüberwachung“, sagt Sabine Dittmann. Genau dafür seien die Jugendfarmen da. Ich denke kurz an den prall gefüllten Wochenplan meiner Kinder und merke, auf welch fruchtbaren Boden diese Worte bei mir fallen. Inzwischen haben sich die Kleinen mit ihrem Stockbrot ans Lagerfeuer gesetzt - und lernen ganz nebenbei noch die Sache mit der Geduld. Nach der wohlverdienten Stärkung ist es Zeit zum Aufbruch, die Jugendfarm schließt. Die Kinder müssen wir nun zum Aufbruch drängen - so beschließen wir, bald wiederzukommen.
Infos:
Öffnungszeiten: Di – Fr 14 – 18:30 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr, Montags, sonn- und feiertags geschlossen. Während der Ferien: Mo 14 – 18 Uhr, Di bis Fr 10 – 18 Uhr.
Besonderheit: Jeden Samstag und Donnerstag öffentliches Reiten auch für Kinder unter sechs Jahren von 15 – 16 Uhr, danach bei schönem Wetter Stockbrot für alle.
von Irene von Aderkas