Der Stadtteilbauernhof in Bad Cannstatt

Kikeriki und Mäh

Neben den Gebäuden des Klinikums Stutt­gart, im Gebiet Espan, finde ich, etwas verborgen in einer Sackgasse ge­le­gen, den Stadt­teilbauernhof Cann­statt. Ein altes denkmalgeschütztes Hofgebäude, das früher zum Ver­sorgungs­bauernhof der amerikanischen Streitkräfte gehörte, erstreckt sich über einen kleinen Hügel. Davor liegt eine Wiese mit Obstbäumen und ein großer Gemüsegarten. Dahinter be­finden sich mehrere Koppeln.

Die Schafe sonnen sich in der Früh­lings­sonne. Es sind Skutten, die auf der Liste der bedrohten Tierrassen stehen. Sie sind schwanger und so wird es in den nächsten Monaten, wenn alles gut geht, Lämmchen geben. Kanin­chen und Hasen hoppeln umher und die Pferde des Hofs haben auf der Koppel ihren Auslauf. „Daneben gehören auch Ziegen, Enten und Bienen zum Hof und in diesem Frühjahr kommen wieder Hühner dazu“, erzählt mir Ute Cüp­pers, die Sozialpädagogin der Ein­rich­tung, beim Rundgang. „Die alten hat alle der Marder geholt“. Weitere Weide- und Ackerflächen schließen sich an das weitläufige Gelände an.

Auf dem Hof mit anpacken/Tiere kennenlernen

Der Stadtteilbauernhof ist eine Kombi­nation aus Jugendfarm und Bauernhof. Ein Schülerhort gehört ebenfalls dazu. Mit einigen Schulen im Stadtteil gibt es eine Zusammenarbeit, zum Beispiel wenn es um den Themenbereich „vom Korn zum Brot“ geht. „Dann wird hier eigen­­händig Mehl gemahlen, Teig geknetet und im Holzbackofen Brot gebacken“, erzählt Cüppers. Daneben richtet sich das offene Angebot des Hofs an Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren. Die Tiere des Hofs versorgen, mit dem Traktor das Heu einholen, die Pferde einspannen und eggen und pflügen sind einige der Tätig­keiten, die die Kinder auf dem Hof erleben können. Wer mag, kann bei allen anstehenden Arbeiten auf dem Hof mit anpacken: im Garten ein Beet anlegen, Bäume schneiden, einen Stall für die Hühner bauen und vieles mehr.

„City-Farm“

„Neben dem offenen Angebot für die Kinder will der Stadtteilbauernhof in Zukunft auch verstärkt die gan­ze Familie mit einbeziehen“, so Cüppers. „Im April starten wir daher mit unseren offenen Hof­tagen“. Immer samstags von 14 – 17 Uhr gibt es ein wechselndes Programm von Back­ta­gen über Pony­reiten bis hin zum Märchen­er­zäh­len. An diesen Tagen wird auch ein kleiner Hof­la­den geöffnet sein, der beim Besichti­gungs­termin noch im Umbau war und in dem selbst Er­wirt­schaf­tetes, wie Marme­lade und allerlei Eingelegtes, erstanden werden kann.

Am Samstag, den 17. Mai, feiert der Hof das traditionelle Schafschurfest, bei dem die Schafe des Hofs von einem professionellen Schafscherer geschoren werden. Dann dreht sich alles um das Thema Wolle. Die Entwicklung hin zur „City-Farm“, bei der unterschiedliche Altersgruppen und Personenkreise angesprochen werden sollen, ist dabei auch hier dem Umstand geschuldet, dass immer mehr Kinder ihre Nachmittage in der Schule verbringen. „Wir müssen uns zusehends auch neuen Personengruppen öffnen“, berichtet Cüppers.

Erfahrungen hat die Einrichtung damit schon. Denn zum Konzept des Bauernhofs gehörte von Anfang an behinderte Menschen mit einzubeziehen. Geistig und körperbehinderte Menschen des angrenzenden Wohn­heims der Diakonie Stetten besuchen regel­mäßig den Hof und beteiligen sich an den vielfältigen Aktivitäten des Hof­lebens - gelebte Integration. Die Diakonie Stetten ist neben dem Verein „Mit Tieren leben“ auch Träger der Einrichtung.

In der Ferienzeit können Kinder ihre Ferien­tage auf dem Gelände verbringen. Schon legendär ist das Angebot „Die Siedler von Cannstatt“. Bei der mit­tel­alter­­lichen Kinderspielstadt in den Som­mer­ferien kann man alte Hand­­­werks­­tech­niken ausprobieren und sich als Rit­ter und Edelfrau verkleiden. Die Spiel­stadt findet in diesem Jahr in der Zeit vom 11. bis 15. und vom 18. bis 23. Au­gust statt. Anmelden kann man sich direkt vor Ort.

 

Infos:
für Kinder von 6 – 15 Jahren, jüngere Kinder in Begleitung von Erwachsenen. Kostenlose Teilnahme. Öffnungszeiten: Schulzeit: Di – Fr 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 17 Uhr, in den Ferien: Mo – Fr 10 – 17.00 Uhr. Offener Hoftag  jeden Samstag  von 14 – 17 Uhr.

Besonderheiten/Schwerpunkt: Bauernhoffeeling mit vielen Tieren, Kennenlernen landwirtschaftlicher Zusammenhänge. Es sind zwar Pferde auf dem Hof, allerdings gibt es keine offene Reitgruppe.

von Sabine Rees

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