von Annette Frühauf
Auf dem Hof der Stuttgarterin Claudia Fröhlich können Kinder und Erwachsene nicht nur auf den Trampeltieren reiten, sondern in der Kamelstunde mehr über die gemütlichen Wüstentiere erfahren.
Djabi liegt mitten auf der Wiese, als wir auf den Hof kommen. Das einzige weiße, zweihöckrige Kamel der Herde schaut uns aus seinen langbewimperten Augen entgegen - sie blicken vertrauensvoll. Die Kinder bekommen gleich Bürsten und gehen auf den Wallach zu, so nennt man auch bei den Kamelen einen kastrierten Hengst. Sein dichtes Fell ist fest und man braucht etwas Druck beim Bürsten. „Unser Djabi ist ein richtiges Kuschelkamel“, erklärt Claudia Fröhlich.
Neugierig gesellt sich ein braunes Kamel zu uns. Der Neuankömmling knickt die Vorderbeine ein und geht in die Knie, dann folgen die hinteren Beine und schon liegt er. „Das ist Zabo unser Schlitzohr. Er taucht dort auf, wo etwas los ist“, sagt Fröhlich über den Vierbeiner und krault seinen dichten Schopf. Obwohl er zu den Jüngeren gehört, ist er der Mutigste und geht bei den Ausritten immer vorne. Die ‚Tierpfleger‘ haben zusätzliche Arbeit bekommen und machen sich auch über Zabos Winterfell her.
Die Tierfreundin hat die meisten ihrer Kamele in verwahrlostem Zustand bekommen und sie liebevoll aufgepäppelt. So wie Balu, der aus einem Zirkus stammt und uns vom Unterstand aus beobachtet. Der knapp 20-jährige darf seinen Lebensabend hier genießen und wird auch nicht geritten. „Unser Senior ‚kann sehr gut mit Kindern‘ und ist total einfühlsam“, sagt Fröhlich über den Ältesten der fünf. Gesellschaft leistet ihm Xalsar. „Kamele sind ganz besondere Tiere – selbstbewusst und doch gelassen.“ Claudia Fröhlich ist auch überzeugt: „Sie sind uns noch näher als Pferde und durch ihre ruhige Art die idealen Reit- und Therapietiere.“ Es kommen immer wieder Kindergartengruppen und Schulklassen auf das Gelände. Denn auch eine ganze Kinderschar bringt die Trampeltiere nicht aus der Ruhe, die noch geduldiger sein sollen als die einhöckrigen Dromedare, die ebenfalls zur Familie der Kamele gehören.
Ideale Reittiere
„Ich zwinge meine Tiere zu nichts und wenn sie genug haben, dürfen sie sich zurückziehen“, betont die Stuttgarterin, die täglich zu ihren Schützlingen fährt. Neben den Trampeltieren gibt es auch noch Eva, Candy, Frieda und Loui – die Lamas sowie fünf Esel.
Djabi und Zabo sind mittlerweile fertig geputzt und liegen friedlich auf ihrem fünften Fuß in Herzform, den uns Badcha nach einer innigen Begrüßung zeigt. Dabei dreht sich der Kamel-Wallach auf die Seite und streckt uns seinen empfindlichen Bauch hin. Etwas unterhalb der Vorderbeine ist die herzförmige, kahle Stelle zu sehen. Auf diesem harten Auswuchs liegen die bis zu 500 Kilogramm schweren Tiere und schonen ihre Fußgelenke. Sie können den ‚Fuß‘ aber auch als Waffe benutzen – der Gegner wird dabei kräftig angerempelt und zu Boden geworfen. Als Badcha mit den Füßen strampelt, weichen wir alle etwas zurück. Doch Claudia Fröhlich nimmt ohne Zögern einen Fuß in die Hand und zeigt die Schwielen, die bei zu viel Nässe aufweichen können.
Mittlerweile ist Zabo gesattelt und über eine Leiter klettert Fea in den gut gepolsterten Sitz. Sie hat es bequem zwischen den beiden Erhebungen. Da Zabo gleichzeitig die Beine einer Seite anhebt – also im sogenannten Passgang läuft – schwankt es hin und her. Die Finger kann man jetzt noch im langen Winterfell vergraben, das bei ansteigenden Temperaturen bald in dichten Büscheln ausfallen wird.
Kamelhof, Waldenbucher Str. 99, Weil im Schönbuch, Kamelstunde, Reiten und Kindergeburtstage (es gibt auch einen Grillplatz auf dem Gelände) auf Anfrage, Tel. 0177-2722781