Zwillingseltern: Herausforderungen, Tipps & Mutmach-Geschichten aus dem Alltag mit doppeltem Glück

24.07.2025

Gefühlt immer eine Hand zu wenig und nicht nur doppeltes Glück, sondern auch doppelte Arbeit: Ein Leben, das immer mehr Eltern kennen. Jede 64. Geburt war 2023 in Baden-Württemberg eine Zwillingsgeburt. Der Anteil der Zwillingsgeburten an allen Geburten hat sich damit gegenüber dem Jahr 1980 um über die Hälfte auf zuletzt 1,6 Prozent erhöht, schreibt das Statistische Landesamt. Gründe für die steigende Zahl der Zwillingsgeburten sind wahrscheinlich das steigende Alter bei der Geburt und die damit einhergehenden hormonellen Veränderungen sowie die Zunahme künstlicher Befruchtungen. Aber wie kommt man möglichst gut durch die erste Zeit mit Zwillingen? Zwei Mütter berichten.

Einblicke von Corinna

Es werden zwei…

Ich freute mich unbändig über meine Zwillingsschwangerschaft und wartete voll Ungeduld auf meinen wachsenden Babybauch. Alles war perfekt – bis in der 24. Schwangerschaftswoche (SSW) aufgrund eines verkürzten Gebärmutterhalses, die Gefahr einer Extremfrühgeburt mit allen damit einhergehenden Risiken im Raum stand. Fortan hütete ich das Bett, zuhause und im Krankenhaus, bekam eine Cerclage zum Verschluss des Muttermunds, Lungenreifespritzen für die Embrtyos und verbrachte die restliche Schwangerschaft in ständiger Sorge um meine ungeborenen Kinder. In der 35. SSW brachte ich schließlich zwei gesunde Wunder zur Welt, die wir nach drei Wochen auf der Neonatologie endlich mit nach Hause nehmen durften.

Grundsätzlich werden alle Mehrlingsschwangerschaften als Risikoschwangerschaften eingestuft, da neben gesundheitlichen Risiken für die Mutter oft die Gefahr einer Fehl- oder Frühgeburt sowie kindlicher Wachstumsverzögerung besteht. Wenn ich heute mit ein wenig Abstand auf diese schwere Zeit zurückschaue, würde ich meinem jüngeren Ich oder werdenden Zwillingsmamas raten, den Verlauf der Schwangerschaft anzunehmen. Nicht damit zu hadern, hilflos im Krankenhaus zu liegen, sondern die Angst und Ohnmacht durch die Suche nach Hilfsorganisationen in eine konstruktive Richtung zu lenken. Hier findet man Familien, die ebenfalls ähnliche Ausnahmesituationen durchlebt haben, Tipps, Ratschläge und am wichtigsten: Geschichten mit Happy End, die Hoffnung geben.

Stillen im Doppelpack

Als echte Aufgabe stellte sich dann auch das Stillen von Zwillingen heraus, denn aufgrund der Frühgeburtlichkeit waren sie anfangs zu schwach, um selbständig zu trinken. Auch zuhause blieb das Stillen schwierig und die Milchpumpe wurde meine treue Begleiterin. Die Wende brachte letztlich, mich frei vom Druck zu machen. Nach etwa vier Monaten klappte das Stillen. Unser schwieriger Stillanfang war der Beginn einer intensiven, meist parallelen und langen Stillbeziehung.

Daher meine Bitte an alle Mamas, die gerne stillen möchten, es aber nicht sofort klappt: habt Geduld und gebt nicht gleich auf. Informiert euch in der Apotheke, über den Verleih von Milchpumpen (das erforderliche Rezept erhaltet ihr beim Gynäkologen). Sucht Hilfe bei eurer Hebamme, Stillberaterinnen, besucht Stillcafés und Stillsprechstunden in Geburtshäusern oder -kliniken.

"Sind das Zwillinge?“

Überraschend war der „Promistatus“, den ich als Zwillingsmama mit einem Mal innehatte. Nachdem mir die Zurschaustellung meiner imposanten Babykugel leider verwehrt geblieben war, spazierte ich nun umso stolzer mit Zwillingswagen durch die Gegend, wo ich unvermittelt und ständig von Fremden angesprochen wurde: „Sind das Zwillinge?“ Andere fühlten sich genötigt, mir zu erklären, dass die Tante ihrer Oma auch Zwillinge gehabt habe und besonders dreiste Exemplare griffen direkt in den Kinderwagen, um die Kleinen zu knuddeln. Trotzdem freute ich mich überwiegend über die Begeisterung, die meine Zwillinge auslösten.

Mitunter passiert es mir heute sogar selbst, dass ich, in einem Anflug sentimentaler Erinnerung, einer frischgebackenen Zwillingsmama mitteilen will, dass wir demselben Club angehören. Hin und wieder aber wurden die Gespräche durchaus übergriffig. So stellten viele fest, dass damit ja alles in „einem Aufwasch erledigt“ und unsere Familienplanung abgeschlossen sei. Deshalb: akzeptiert keine Bewertungen über eure Zwillingsmutterschaft von Uneingeweihten, setzt Grenzen und genießt euer doppeltes Glück!

Einblicke von Christin

Willkommen, Chaos!

Der Zweijährige erklärt mit Stolz, dass er eben mit Wachsmalstiften eine richtig große Schlange gemalt hat – leider nicht auf ein Blatt, sondern an die Zimmerwand. Zwilling 1 muss dringend gewickelt werden und brüllt, das wiederum weckt Zwilling 2, der gerade erst nach 15 Minuten schaukeln auf dem Arm eingeschlafen ist. So oder so ähnlich sah unser Alltag oft aus. Als die Zwillinge geboren wurden, war ihr Bruder gerade zwei Jahre alt geworden. Und was soll ich sagen, das erste Jahr mit drei unter drei war mehr als herausfordernd.

Hilfe organisieren

Was uns durch die erste Zeit gebracht hat? Hilfe von anderen. In unserem Fall waren es vor allem die Großeltern, die regelmäßig da waren und dafür gesorgt haben, dass die Kinder mal Exklusivzeit mit einer Bezugsperson hatten oder dass wir Eltern einfach mal zwei Stunden durchatmen konnten. Es gibt aber auch Organisationen wie Wellcome, die Ehrenamtliche vermitteln, die ein- bis zweimal die Woche vorbeikommen. Oft genehmigt die Krankenkasse auch eine Haushaltshilfe. In jedem Fall: Könnte ich werdenden Zwillingeltern nur einen Rat geben, wäre es: Versucht schon vor der Geburt, Unterstützung zu organisieren für die Zeit danach. Vor allem für den Alltag, aber eben auch für Aktivitäten wie Babyschwimmen.

Besonders Zeit nur mit meinem älteren Sohn war mir in den ersten Monaten wichtig. Denn wer zwei Geschwister auf einmal bekommt, der erlebt einen riesigen Umbruch. Uns hat es super gut getan, immer wieder etwas alleine zu machen – und wenn es nur der Gang zum Wochenmarkt war.

Schlaf, Kindlein, schlaf

Ein Riesenthema im ersten Babyjahr bei allen Eltern: Schlaf. Viele Ratgeber empfehlen, Zwillinge zu synchronisieren, also ihre Schlaf- und Wachphasen aneinander anzugleichen. Der Vorteil: Es entsteht auch mal eine Pause für die Eltern, wenn die Kids gleichzeitig schlafen. In unserem Fall kam das irgendwie von alleine. Und trotzdem: Zwei Kinder zum Schlafen bringen, kann ziemlich mühsam sein, gerade in der Anfangszeit. Viele schwören auf die Federwiege. Die kann man übrigens zum Ausprobieren auch mieten. Eine ziemlich praktische Sache, denn Federwiegen sind ziemlich teuer und manche Kinder schlafen eben doch nicht gern darin.

Tragen und Zwillingswagen

Was ich außerdem empfehlen kann: Zwei Tragen. Gerade während Krankheitsphasen oder beim Zahnen kam es bei uns schon mal vor, dass ich mit einem Kind in der Trage auf dem Rücken und einem vor dem Bauch durch die Wohnung getigert bin. Auch ein guter Zwillingskinderwagen ist goldwert. Hier gibt es ganz verschiedene Varianten, welche bei denen die Kinder nebeneinandersitzen, welche bei denen sie hintereinander sitzen. Im Geschäft kann man die Wagen Probe fahren und gucken, was am Besten passt.

Egal, wie man’s macht, die Tage mit Twins sind gerade anfangs oft chaotisch und fordernd. Da hilft nur: Humor, die Ansprüche auch mal runterschrauben und sich Gleichgesinnte suchen, mit denen man das Chaos teilen kann.

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