Laut Bundeszahnärztekammer gilt die frühkindliche Karies als häufigste chronische Erkrankung bei Kindern im Vorschulalter. Etwa zehn bis 15 Prozent der unter Drei-Jährigen leiden bereits an Karies (in sozialen Brennpunkten sind es sogar bis zu 40 Prozent). Cornelia Schwarz, Leiterin des IZZ (Informationszentrum für Zahn- und Mundgesundheit), sowie Chefredakteurin des Zahnärzteblatts BW und Carolin Isabell Möller-Scheib, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e.V. (kurz: LAGZ BW) haben uns verraten, worauf Eltern bei der Zahnpflege achten sollten und wie wichtig eine flächendeckende Gruppenprohylaxe ist.

Je früher, desto besser

© IZZ

„Der Mund ist das Tor zum Körper. Eine gute Mundhygiene und gesunde Zähne braucht es zunächst einmal, damit Kinder entspannt schlafen und essen können. Sie sind aber auch wichtig für die Sprachentwicklung und das Selbstbewusstsein“, erläutert Cornelia Schwarz. Milchzähne helfen Kindern dabei, Laute und Worte richtig zu formen.

Darüber hinaus tragen schöne weiße Zähne zu einer positiven Körperwahrnehmung und einem ungezwungenen Umgang mit anderen bei. Den Grundstein für die Zahngesundheit ihrer Kinder legen Eltern bereits mit der eigenen Zahnpflege. „Wir sind Vorbilder für unsere Kinder und leben Verhaltensmuster vor“, verdeutlicht Schwarz. „Wenn sie sehen, dass wir sorgfältig Zähne putzen und regelmäßig zum Zahnarzt gehen, wird das wie selbstverständlich Teil ihres Alltags.“

Tipps zur Zahnpflege

Schon bevor die ersten Milchzähne durchbrechen, kann die Mundhöhle des Babys mit Hilfe sogenannter Mundpflege-Fingerlinge geputzt werden. Hierdurch gewöhnt man die Kleinen spielerisch an das tägliche Ritual und kann zugleich durch vorsichtiges Massieren des Zahnfleisches für Entlastung beim Zahnen sorgen. Etwa ab dem sechsten Monat, spätestens aber mit dem ersten Zahn, sollte dann der Zahnarzt aufgesucht werden. Cornelia Schwarz begründet weshalb: „Je früher die Kleinen mit dem Setting Zahnarztpraxis und den Abläufen vertraut gemacht werden, umso besser. Sie sollen von Anfang an eine positive Einstellung hierzu entwickeln, um später Untersuchungen oder Behandlungen gut annehmen zu können. Wichtig ist, dass Eltern keinesfalls eigene Ängste auf sie übertragen.“

Geputzt werden sollte mindestens zweimal täglich mit einer Handzahnbürste oder einem elektrischen Modell sowie einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta. Sie macht den Zahnschmelz widerstandsfähiger und schützt ihn vor Karies. Außerdem sollten Eltern, je nach motorischen Fähigkeiten und Ernsthaftigkeit des Nachwuchses, etwa bis zum zehnten Lebensjahr regelmäßig nachputzen.

Selbstverständlich spielt auch eine gesunde, zuckerarme Ernährung eine wichtige Rolle für die Zahngesundheit der Kleinen. „Süße Getränke und sogenanntes Dauernuckeln an der Flasche greifen die Zähne stark an und sind unbedingt zu vermeiden“, mahnt Schwarz.

Auch für hin und wieder auftretende Dramen, wenn Kinder das Zähneputzen verweigern, hat sie ein paar Ideen parat: „Ich halte nichts von Zwang. Besser ist es immer, Anreize zu setzen – also die Kinder ihre Zahnbürste selbst aussuchen zu lassen, Bücher übers Zähneputzen zu lesen, lustige Zahnputzlieder zu singen oder schlicht für gewissenhaftes Putzen zu loben. Auch ältere Geschwister als Vorbilder oder gemeinsames Putzen können helfen, die Motivation zu fördern.

Chancengleichheit durch Gruppenprophylaxe

Frau mit dunklen Haaren hat zwei Handpuppen an den Händen, die Aussehen wie Zähne.
© RAGZ Neckarodenwaldkreis
Zwei Zahnarzt-Fachkräfte gehandeln das Gebiss eines Kuscheltieres.
© LAGZ Baden-Württemberg

Unterstützung erhalten Erziehungsberechtigte durch das LagZ BW unter Leitung von Carolin Isabell Möller-Scheib: „Unsere Einrichtung untersucht jedes Jahr 1,5 Millionen Kinder im Rahmen der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe. Darunter versteht man die flächendeckende und altersgerechte Durchführung von Prophylaxemaßnahmen zur Erhaltung, Förderung und Verbesserung der Mundgesundheit.“ Hierfür besuchen mehr als 200 Prophylaxe-Fachkräfte, Zahnärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes und etwa 800 niedergelassene Zahnärzte verschiedene Kitas und Schulen in Baden-Württemberg.

Mit Hilfe von Hörspielen, Lehrfilmen und Handpuppen werden Kindern grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten zur Gesundhaltung der Zähne vermittelt, zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen und Fluoridierungsmaßnahmen durchgeführt. Eltern erhalten Informationen zur Ernährung und der optimalen Mundhygiene bei Kindern. „Unser Ziel ist die Gesundheitserziehung durch Stärkung der eigenen Kompetenz und Selbstverantwortung mit dem Ziel nachhaltiger Verhaltensprägung“, so Möller-Scheib. „Bei uns lernen Kinder, was ein gesundes Frühstück ist oder wie man richtig seine Zähne putzt – auch oder gerade, wenn dies Zuhause keinen großen Stellenwert hat. Die Arbeit des LagZ leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Chancengleichheit für alle sozialen Schichten. Durch unsere Besuche in den Bildungseinrichtungen erhalten alle Kinder drei gruppenprophylaktische Impulse – und das kostenlos.“

Ältere Frau hat ein übergroßes Gebiss in der Hand und demonstiert, wie am Zähne putzt.
© LAGZ Baden-Württemberg

Tipps:

  • Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW): Auf der Homepage der Kassenzahnärztlichen Vereinigung BW gibt es Informationen zur Fluorid-Empfehlung für Kleinkinder. www.kzvbw.de
  • Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg (IZZ): Das 1990 gegründete IZZ ist eine Einrichtung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) und der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg (LZK BW). Sie dient der Zahnärzteschaft in Baden-Württemberg als Plattform für gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
  • Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. (LagZ): Die LAGZ BW ist eine gemeinsame Einrichtung von elf Organisationen, die sich die Erhaltung und Förderung der Zahngesundheit und damit die Verhütung von Zahn- und Munderkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zum Ziel gesetzt haben. Der gemeinnützige Verein feiert dieses Jahr sein 70-jähriges Jubiläum.