Mutter und Vater bilden mit ihren Armen ein Dach über Tochter und Sohn.

Wohnraumförderung für Familien

01.02.2020

Aufgrund des angespannten Immobilienmarkts in der Region Stuttgart haben viele Familien zu wenig Wohnraum. Dabei ist es ganz egal, ob sie Mieter sind oder Eigentümer werden wollen. Bieten Förderprogramme für Familien, die beim Erwerb einer Immobilie unterstützen, einen Ausweg aus der Misere?
Als wir uns für ein drittes Kind entschieden haben, war uns bewusst, dass unsere frisch bezogene Vier-Zimmer-Wohnung auf lange Sicht zu klein werden würde. Damals dachte ich, es würde mir leicht fallen, die Landeshauptstadt zu verlassen und aufs Land zu ziehen. Inzwischen sehe ich das etwas anders: Ich bin doch über die Jahre ein ziemlicher Stadtmensch geworden. Zudem weiß ich die kurzen Wege zu schätzen, die mein Mann und ich zur Arbeit haben. Dazu kommt, dass die Zukunft doch eher autofrei sein soll.
Sich mit weniger zufrieden zu geben, wie Karl Görner schreibt, kann für Familien ein Ausweg sein. Unsere aktuelle Wohnsituation ist weitab von prekär. Aber kann es nicht auch innerhalb der Familie Entspannung bringen, wenn wenigstens einer sonntags mal aus- schlafen kann, ohne das Gefühl zu haben, dass die Kinder direkt neben dem Ohr Türme bauen und danach einstürzen lassen? Und was, wenn die Kinder ihre eigenen Zimmer hätten und sich dadurch (vielleicht) weniger in die Quere kommen würden?
Der Traum vom Eigenheim mit „ausreichend“ Platz für alle Kinder rückt für uns immer weiter in die Ferne. Sich in Anbetracht der vielen überteuerten Immobilien auf dem Markt wo einzumieten, wäre vernünftig, ist aber nicht unbedingt realistischer. Gerade las man in den Medien, dass die Mietpreise in Stuttgart gegenwärtig deutschlandweit die höchsten sind. Und das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Große Wohnungen oder gar Häuser werden so teuer angeboten, dass die monatlichen Raten nicht nur schmerzlich, sondern für eine durchschnittliche Familie kaum beziehungsweise gar nicht zu bewältigen sind. Ganz abgesehen davon, dass Familien mit mehreren Kindern nicht unbedingt in der Auswahl präferiert werden. Lässt einen in der ganzen Misere die Wohnraumförderung neue Hoffnung schöpfen?

Fördermöglichkeiten

Der gegenwärtig angespannte Immobilienmarkt ist eine Tatsache, die Fördergelder wie einen Tropfen auf den heißen Stein erscheinen lassen. Trotzdem kann eine Beratung bei der Wohnraumförderung aufschlussreich sein. „Viele Familien kommen zu mir, weil sie ihre eigene Belastungsgrenze nicht kennen. Sie wissen gar nicht, wie viel Geld sie überhaupt in eine Immobilie investieren könnten“, so eine Sachbearbeiterin, die bei der Stadt Stuttgart angestellt ist und Familien berät, die vom Eigenheim träumen. Sie nehme sich für jede Familie Zeit, um mit realistischen Zahlen zu rechnen und sie auf mögliche Hürden hinzuweisen. Es empfehle sich auf jeden Fall, den persönlichen Kontakt zu suchen. Wichtig sei, zu kommen, bevor man Eigentum erwirbt. Außerdem sollten Bewerber über ein Mindestmaß an Eigenkapital verfügen (fünfzehn Prozent des Kaufpreises, unter bestimmten Voraussetzungen nur sechs Prozent).
Grundsätzlich berät die Stadt Stuttgart über die Fördermöglichkeiten des Landes und der Stadt. Von der Stadt ist ein Baukostenzuschuss zu erwarten, dessen Höhe an die Art der Immobilie (Neubau oder Bestandsimmobilie), die Kinderzahl und das Einkommen gekoppelt sind. Die Höhe bewegt sich je nachdem zwischen 6.000 und 42.000 Euro. Die L-Bank, Förderin des Landes Baden-Württemberg, vergibt je nach Einkommen und Kinderzahl bis zu knapp 300.000 Euro zinsverbilligte Kredite zu 0,25 Prozent. Bei der Wohnraumförderung erhalten Familien außerdem Auskunft über die familienfreundlichen Bauprojekte der Stadt Stuttgart. Wer sich dafür interessiert, kann sich auf eine Warteliste setzen lassen und wird informiert, sobald ein neues Projekt in Planung ist. Auch das Baukindergeld kann mit den anderen Fördermitteln kombiniert werden. Da dieses vom Bund kommt, müssen sich Familien direkt bei der KFW-Bank informieren. Antragsteller, die alle Kriterien erfüllen, erhalten pro Kind 12.000 Euro Zuschuss zur Immobilie. Das Geld wird allerdings nicht auf einmal ausbezahlt, sondern in jährlichen Raten über zehn Jahre.

Fazit

Auch wenn es Fördermittel gibt, werden es Familien, die nicht über ein überdurchschnittliches Einkommen oder ein sattes Polster an Eigenkapital verfügen, schwer haben, im Stuttgarter Raum an eine Immobilie zu kommen. Kredit Z15 von der L-Bank, die oben erwähnt wurde, klingt mit seinen 0,25 Prozent Zinsen interessant, bei genauerem Hinsehen kann er sich nur schwer gegenüber anderen Krediten auf dem Markt behaupten. Bedingt durch die Konditionen bleiben nach fünfzehn Jahren Kreditlaufzeit noch deutlich mehr als die Hälfte des Kreditvolumens übrig, für das dann eine Anschlussfinanzierung zu deutlich schlechteren Konditionen abgeschlossen werden muss. Es sei denn, man schafft es, über die Jahre bei den niedrigen Zinsen ein finanzielles Polster anzusparen. Eine Beratung bei der Wohnraumförderung ist trotzdem zu empfehlen, da die Sachbearbeiter auch auf eventuelle Hürden zu sprechen kommen. Man muss sich jedoch fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, anderweitig die Familien zu fördern, weil bei dieser Art der Förderung wohl hauptsächlich wohlhabendere Familien profitieren. Wer gegenwärtig genug Platz zum Wohnen hat, egal ob im Eigentum oder zur Miete, sollte sich daher sehr glücklich schätzen.

Ein Schlüssel steckt in der Eingangstür.

Tipps & Wissenswertes in Kürze

Wohnraumförderung der Stadt Stuttgart www.stuttgart.de/wohnbaufoerderung
Ansprechpartnerinnen bei der Eigentumsförderung:
nachname A - G: Frau Vogt, 0711 - 216-91374
nachname H - l: Frau Petri, 0711 - 216-91375
nachname M - Z: Frau Reischl, 0711 - 216-91377
Konditionen und Antrag für das Baukindergeld: www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/neubau/Förderprodukte/Baukindergeld-(424)