Wie lassen sich längere Krankheiten in der Familie meistern?

01.08.2019

Wenn die Mutter erkrankt, entstehen nicht nur Sorgen in der Familie, es fehlt auch plötzlich die Person, die sich häufig um alles kümmert, den Haushalt versorgt, die Termine der Kinder regelt und den Überblick über das alltägliche Geschehen hat. Je länger der Genesungsweg, umso schwieriger die Situation. Unsere Redakteurin Andrea Krahl-Rhinow war selbst betroffen, schildert ihren Fall und zeigt Lösungsmöglichkeiten für andere Betroffene.

Wenn plötzlich etwas passiert

Als ich aufwache, sind meine ersten Worte: „Könnt ihr in der Schule Bescheid sagen, dass ich nicht komme!“ Ich bin weder Schülerin, noch Lehrerin. Ich bin 50 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Jetzt liege ich im Krankenhaus. Ich kann mich an nichts erinnern, bin zu Hause zusammengeklappt, war 30 Stunden bewusstlos, plötzlich schwer krank. Diagnose Hirnentzündung.

Man denkt immer, mich trifft es nicht. Und dann plötzlich doch. Nach zwei Wochen Krankenhaus werde ich nach Haus entlassen. Zwar geht es mir inzwischen etwas besser und ich weiß wieder, wer ich bin, doch ich bin nicht in der Lage, den Haushalt zu regeln oder mich um etwas zu kümmern. Langsam lerne ich alles wieder neu, vom Laufen bis zum Lesen. Konzentration und Belastbarkeit sind stark eingeschränkt. Zum Glück sind meine Kinder volljährig und nicht mehr auf meine Unterstützung angewiesen, im Gegenteil, sie helfen, kaufen für uns ein, bereiten mir Tee, kochen und greifen meinem Mann bei der Haushaltsführung unter die Arme.

Hilfe ist wichtig

Nach einer Woche daheim geht es für mich in eine ambulante Reha-Klinik. Dort treffe ich Patienten mit Schlaganfall, Fahrradunfällen, Treppenstürzen, Multipler Sklerose und vielem mehr. Diese Krankheitsbilder machen auch vor Müttern nicht halt.

Einige der Betroffenen haben deutlich jüngere Kinder als ich und müssen sich neben ihrer Erkrankung auf ganz andere Weise mit der Versorgung der Familie auseinandersetzen. Mir wird schnell klar, welche zusätzliche Belastung das darstellt.

Wer in einem guten sozialen Netz eingebettet ist, die Familie vor Ort wohnt, viele Freunde und Kontakte zu Nachbarn hat, der hat es leichter. Ich habe von lieben Menschen um mich herum Essen gebracht bekommen, Blumen, Hilfsangebote und nette Worte - auch das ist nicht zu unterschätzen.

Unterstützung dieser Art ist nicht selbstverständlich. Wer privat keine Hilfe bekommt, kann sich an Einrichtungen der Familienhilfe wenden. Dort gibt es Unterstützung beim Führen des Haushalts oder bei der Kinderbetreuung.

Haushaltshilfe und Kinderbetreuung

Wer durch Krankheit nicht in der Lage ist, den Haushalt zu führen und die Kinder zu betreuen, kann bei der Krankenkasse einen Antrag auf Unterstützung stellen (weitere Kostenträger sind möglich, bitte informieren sie sich). In diesen Notfällen springen die Einrichtungen der Familienpflege ein und bieten bis maximal 26 Wochen Hilfe an. Ausgebildete Fachkräfte übernehmen dann die Haushaltsführung und die Betreuung der Kinder. Die Länge und medizinische Notwendigkeit wird vom Hausarzt festgelegt.

Im Ausnahmefall kann das Kind während einer Reha-Maßnahme auch als Begleitkind in der Reha-Klinik dabei sein. Allerdings bieten nur bestimmte Reha-Einrichtungen diese Möglichkeit an. Die Kinder dürfen dann nicht älter als 13 Jahre alt sein, sie dürfen nicht krank sein und der medizinische Erfolg der Reha-Maßnahme darf durch die Begleitung nicht gefährdet sein.

Reha-Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung

Bei den Reha-Maßnahmen sind ambulante oder stationäre Aufenthalte möglich, mit dem Ziel, die Leistung- und Erwerbstätigkeit der erkrankten Person wieder herzustellen. Unter welchen Voraussetzungen die Reha-Maßnahme bewilligt wird, ist mit der Deutschen Rentenversicherung zu klären.

Während der Reha ist ebenfalls eine Unterstützung der Familie möglich. Übergangsgeld, Reisekosten und Zuschüsse für Haushaltshilfe und Betreuungskosten der Kinder können beantragt werden. Sozialberater in den Reha-Einrichtungen geben dazu Auskunft.

Links

- Familienpflege Esslingen, www.familienpflege-es.de

- Ev. Haus- und Familienpflege Stuttgart e.V., www.ev-familienpflege.de

- Kath. Familienpflege Stuttgart e.V., www.familienpflege-stuttgart.de

- Evang. Familienpflege- und Dorfhelferinnenwerk in Württemberg e.V., www.ev-familienpflege-dorfhilfe.de

- www.deutsche-rentenversicherung.de