Wenn Tanzen zum Beruf werden soll

Es gibt viele kleine Mädchen, die gerne Balletttänzerin werden möchten. Wie bist du dazu gekommen, dass du heute eine der auserwählten Schülerinnen der JCS bist?

Ich habe mit vier Jahren begonnen, Ballett zu tanzen. Damals waren noch einige meiner Freundinnen dabei und wir hatten einfach Spaß. Als ich sechs wurde, schlugen die Lehrer der Ballettschule in Waiblingen, in der ich trainierte, meinen Eltern vor, mich zur Aufnahmeprüfung für die JCS anzumelden. Ich wurde in die erste Vorschulklasse aufgenommen und seitdem bin ich, seit nun schon acht Jahren, hier.

Das klingt wie ein Traum. Wie sind deine Familie und Freunde damit umgegangen, dass Balletttanzen für dich so wichtig ist?

Meine Eltern haben mich von Anfang an unterstützt. Sie sagten immer, wenn es für dich so wichtig ist, werden wir das möglich machen. So haben sie mich jahrelang nach Stuttgart zum Training gefahren, ihre Urlaube nach meinen Bedürfnissen ausgerichtet und vieles mehr. Und meine Schwester kann mich auch gut verstehen, obwohl sie mit Ballett eigentlich nicht viel zu tun hat. Sie reitet dafür gerne.

Meine Freunde fanden es schon immer cool, dass ich Ballett tanze, aber natürlich konnten sie es sich für sich selbst nicht vorstellen, so viel zu trainieren, wie ich das schon sehr früh getan habe.

Wie sieht dein Alltag aus, seit du auf der JCS bist?

Das Training nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, je älter man wird. Als ich in der ersten Vorschulklasse angefangen habe, haben wir uns nur einmal die Woche zu den Übungen getroffen, in der zweiten Vorschulklasse zweimal die Woche und so weiter.

Seit der Klasse 1 habe ich nun jeden Tag Training, selbst am Samstag. Das bedeutet, dass ich jeden Tag nach der Schule nach Stuttgart fahre und erst am Abend wieder nach Hause komme. Dann mache ich noch meine Hausaufgaben und lerne, was ich  nicht schon unterwegs erledigen konnte.

Trainiert wird übrigens auch am Samstag und natürlich sonntags und manchmal noch abends zuhause. Dafür habe ich eine Ballettstange in meinem Zimmer.

Aber du hast doch sicherlich auch mal Ferien, oder? Kannst Du dann auch verreisen?

Ja klar, wir haben schon auch Ferien, allerdings nicht so viele wie andere Schulen. Und wenn ich verreise, dann bedeutet das für mich nicht, dass ich zwei Wochen nicht trainiere oder so. Ich mache immer, egal wo ich bin, meine Fußübungen und auch andere, damit ich beweglich bleibe und nach dem Urlaub keine Schwierigkeiten habe, wieder voll einzusteigen.

Hast du als Tänzerin einen besonderen Bezug zu deinem Körper und wie gehst du außerhalb des Trainings mit ihm um?

Klar, mein Körper ist mir wichtig, aber eigentlich gehe ich ganz normal mit ihm um. Ich ernähre mich natürlich gesund, aber das würde ich sowieso machen, weil ich einfach lieber Rohkost esse als Fastfood. So muss ich mich nicht die ganze Zeit geißeln. Außerdem möchte ich mich in meinem Körper wohlfühlen und stolz auf ihn sein können. Dafür lohnt es sich meiner Meinung nach, auf eine gesunde Ernährung zu achten.

Hast Du auch manchmal Zeiten oder auch nur Momente, wo du einfach keine Lust aufs Training hast und lieber einfach mit deinen Freunden chillen und abhängen würdest?

Ehrlich gesagt, gibt es solche Momente kaum. Und wenn solche Gedanken mal aufkommen, sind sie auch ganz schnell wieder weg, weil ich mir sage, ich weiß, warum ich das alles auf mich nehme. Denn das hier ist mein Traum und dafür arbeite ich. Dagegen hat alles andere keine Bedeutung für mich.

Können deine Klassenkameraden und Freundinnen das verstehen? Oder leben sie in einer ganz anderen Welt als du?

Ja, eigentlich schon. Sie finden ziemlich cool, was ich mache. Aber tatsächlich ist es natürlich so, dass mittlerweile meine Freundinnen eher die aus der Ballettschule sind. Wir haben einfach viel mehr Gemeinsamkeiten und verbringen so viel Zeit miteinander, das verbindet eben.

Mit aus diesem Grund bin ich dieses Schuljahr ins Internat der JCS gezogen. Von hier aus ist natürlich alles einfacher zu organisieren, da ich nicht mehr die langen Anfahrtswege habe und mit der Schule in Stuttgart, dem Königin-Katharina-Stift und der Neckar-Realschule, eine Kooperation für die Schüler der JCS besteht, die uns genügend Raum für das Training lässt. Aber ich wollte auch näher bei meinen Freunden sein. In meiner Klassenstufe kommen diese aus der ganzen Welt und sie leben darum fast alle im Internat. Ich freue mich schon darauf, bald mit ihnen zur Schule zu gehen und auch nach dem Training zusammen zu sein.

Was würdest du anderen Mädchen raten, die den gleichen Traum haben, wie du?

Ich würde ihnen immer raten, versucht es. Es ist sicher nicht ganz einfach, sein ganzes Leben auf das Tanzen zu konzentrieren. Das schafft man eben nur, wenn es einem das auch wert ist. Ich kann nur sagen, dass es mir sehr gut dabei geht, wenn ich an meinem Traum arbeite. Aber das muss jeder für sich selbst ausprobieren.