Warum Vorlesen entscheidend für die Entwicklung von Kindern ist: Ein Leitfaden für Eltern

01.10.2015

Ran an die Bücher

Ein Vater und zwei Kleinkinder sitzen auf einem Bett und lesen gemeinsam ein Buch.
© istock.com/PeopleImages

Wenn Eltern ihren Kindern vorlesen, leisten sie damit einen wichtigen Beitrag für deren Entwicklung. Eine Sonderauswertung der PISA-Studie zeigt zudem, dass Kinder, denen ihre Eltern im Kleinkindalter vorlesen, auch später besser lesen können.

„Verkürzt gesagt ist das Vorlesen ein Invest­ment in eine gute, ganzheitliche Entwicklung von Kindern“, bestätigt die Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, Dr. Simone Ehmig. „Lesen ist der Schlüssel zur Informationsbeschaffung und damit zur Bildung. Es fördert die Sprach­ent­wicklung und beeinflusst die schulische Ent­wicklung der Kinder positiv“. Zudem stärke Vor­lesen die Eltern-Kind-Bindung, weil die Nähe beim Vorlesen und die gemeinsam verbrachte Zeit Gesprächsanlässe liefere.

Man kann nicht früh genug anfangen

Je früher man mit dem Vorlesen anfange, desto besser, betont die Leseexpertin. „Schon mit Einjährigen kann man sich gemütlich hinsetzen und gemeinsam Bilderbücher anschauen.“ Da dürfe dann ein Buch gerne auch mal angefasst oder in den Mund genommen werden, um mit dem Medium in Kontakt zu kommen. „Sind die Kinder etwas älter, können Eltern mit kurzen Geschichten oder Bildergeschichten anfangen.“ Hilfreich sei es, aus dem Vorlesen ein Ritual zu machen – zum Beispiel am Abend vor dem Schlafengehen. Viele Büchereien, so auch die Stuttgarter Stadtbücherei, reagieren mit Programmen für die ganz Kleinen, wie zum Beispiel den „Windelflitzern“ für die eineinhalb- bis dreijährigen Kinder.

Vom Vorlesen zum Selberlesen

Kommt ein Kind in die Schule, lernt es langsam, selbst zu lesen. Eltern sollten das Vorlesen jedoch erst einmal beibehalten, rät Ehmig: „Ein Kind muss sich die Lesetechnik langsam erarbeiten und braucht eine Weile, um gut und entspannt lesen zu können. Und Vorlesen heißt ja auch, Nähe zu bekommen – und die tut auch Leseanfängern noch gut.“

Lesen und digitale Medien können sich ergänzen

Mit kleineren Kindern zu lesen ist vergleichsweise einfach. Doch je älter diese werden, umso stärker wird die Anziehungskraft der digitalen Medien – zum Leidwesen vieler Eltern. Lesen und digitale Medien müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, findet die Leiterin: „Wenn Jugendliche digitale Medien nutzen, dann bestehen Studien zufolge 60 Prozent ihrer Aktivitäten in der Beschaffung von Informationen und in der Kommunikation. Also erhöht sich hier en passant die Lesezeit.“ Eltern sollten Lesen nicht als Druckmittel zum Verbot der digitalen Medien verwenden - das erhöhe den Reiz am Verbotenen und verderbe den Spaß am Buch.

Wie bekomme ich mein Kind zum Lesen?

Es gibt Kinder, die nicht gerne oder gar nicht lesen. Hier sollte man nicht über Druck oder Bestrafung gehen, rät Ehmig. Vielmehr helfe es, positive Anreize zu geben: „Eltern sollten auf die Interessen ihrer Kinder reagieren. Begeistert sich das Kind zum Beispiel für Fußball, hilft vielleicht die Biografie über den Lieblings-Fußballer“. Auch Zeitschriften oder Comics können ein guter Einstieg sein.

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