Ein Urlaub während der Schwangerschaft kann eine wunderbare Möglichkeit sein, zu entspannen, vor der Geburt Energie zu tanken oder sich auf das Baby vorzubereiten. Das Reiseziel, die Reisezeit und die Art des Urlaubs sollte jedoch auf die Schwangerschaft abgestimmt sein, damit sich die Schwangere keinen Risiken aussetzt und weder ihr eigenes Wohl, noch das ihres Kindes gefährdet.

Wie lange kann eine Schwangere im Auto sitzen? Ist Hitze gefährlich? Soll ich lieber ans Meer oder in die Berge? Wann sollte ich eine Flugreise planen? Welche Infektionsgefahren lauern im Ausland? Was gehört ins Gepäck? Diese und andere Fragen beschäftigen viele Schwangere, die eine Reise planen. Grundsätzlich gilt: Reisen ist bei einer unkomplizierten Schwangerschaft kein Problem. Allerdings sollten ein paar Dinge beachtet werden.

Der beste Zeitpunkt zum Verreisen

Generell gilt eine Reiseempfehlung für Schwangere zwischen der 13. und 28. Woche. Dabei soll zwischen dem fünften und dem siebten Schwangerschaftsmonat der beste Zeitpunkt sein, um in den Urlaub zu fahren. „In dieser Zeit fühlen sich Schwangere am wohlsten und die Belastung der Anfangszeit ist vorbei und der Bauch noch nicht so dick, dass er allzu sehr im Weg ist“, erklärt Barbara Schmid, Leiterin der Hebammenschule am Klinikum Stuttgart. „Natürlich immer vorausgesetzt, es ist alles in Ordnung“, ergänzt die erfahrene Ausbilderin.

Reisen zu Beginn der Schwangerschaft

Während der ersten drei Monate ist eine Reise für Schwangere zwar nicht empfohlen, aber nicht per se gefährlich. Trotzdem ist zu bedenken, dass ein erhöhtes Risiko für Blutungen oder Fehlgeburten besteht. Grundsätzlich sollten Schwangere vor allem zu Beginn der Schwangerschaft Stress, Aufregung und extreme körperliche Belastungen vermeiden.

„Schon Veränderungen von Klima, Tagesrhythmus und Ernährung, wie sie auf Reisen der Fall sein können, wirken sich möglicherweise ungünstig aus“, so Schmid. Außerdem muss sich der Körper erst umstellen und viele Frauen haben am Anfang der Schwangerschaft mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen.

Auto- oder Bahnfahrt?

Natürlich dürfen Schwangere Auto fahren, wenn von ärztlicher Seite nichts dagegen spricht. Aber wie lange sollten sie im Auto sitzen? Das hängt auch davon ab, wie fit sie sich fühlen. Ratsam ist es, immer wieder Pausen einzuplanen und sich zu bewegen. Die Sitzposition lässt sich im Auto nur schwer verändern.

Bei längeren Strecken kann die Bahn eine geeignete Alternative sein. Der Vorteil zum Auto ist, dass in der Bahn die Schwangere in der Regel mehr Platz hat, auch mal die Beine hochlegen und jederzeit aufstehen und herumlaufen kann. Eine Sitzplatzreservierung ist allerdings ratsam und die Schwangere sollte auch keine schweren Gepäckstücke tragen müssen.

Mutterpass immer im Gepäck

Der Mutterpass gehört bei jeder Reise ins Gepäck. „Falls eine ärztliche Behandlung notwendig wird, können sich die Ärzte vor Ort wichtige Befunde aus diesem Dokument holen“, sagt Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V.. Am besten ist es, den Frauenarzt vor der Reise zu fragen, ob die geplante Reise Risiken für die Mutter und das ungeborene Kind birgt. Zudem sei es hilfreich, wenn man bei Buchung eine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen hat.

Außerdem sollte man vor Reiseantritt immer sicherstellen, dass eine medizinische Versorgung vor Ort vorhanden ist und ventuell checken, wo die nächste Geburtsklinik liegt. Neben dem Mutterpass gehören auch Medikamente mit ins Gepäck. „Manche Arzneimittel lassen sich am Urlaubsort nicht nachkaufen. Besser ist es auf jeden Fall, sich rechtzeitig alles Nötige in Deutschland zu besorgen, auch Mückenschutz und Desinfektionsmittel, und mit einer gut ausgestatteten Apotheke loszufahren“, ergänzt Albring.

Schwanger fliegen

Für fast alle Fluggesellschaften ist klar, dass Schwangere ab der 34. Woche nicht mehr fliegen sollten, meist gilt für diese Frauen sogar ein Transportverbot. Das Risiko einer Geburt an Bord ist den Anbietern zu hoch. Bei der Buchung eines Fluges sollte man deshalb mit offenen Karten spielen und angeben, dass man schwanger ist. „Fluggesellschaften empfehlen ab der 28. Schwangerschaftswoche ein ärztliches Attest einzuholen. Es sollte Geburtstermin und Reisefähigkeit bestätigen“, rät die AOK in ihrem Infoschreiben.

Ebenfalls wird Schwangeren empfohlen, bei Flügen - und auch bei längeren Autofahrten - Kompressionsstrümpfe zu tragen und viel zu trinken, da die Gefahr einer Thrombose in der Schwangerschaft erhöht ist. Die beste Zeit für Flugreisen während der Schwangerschaft ist auch hier das zweite Trimester, also zwischen der 13. und 28. Woche. In den ersten drei Monaten solle man bei Flugreisen vorsichtig sein.

Nicht zu hoch hinaus

Je nach dem, wo das Reiseziel liegt, können größere Höhen und Hitze auf die Reisenden zukommen. In den Bergen sollten Schwangere bei Höhen über 2.500 Metern vorsichtig sein und diese auch nicht bei Tagesausflügen überschreiten, es sei denn, die Schwangere lebt ohnehin in höheren Lagen oder ist eine erfahrene Bergsportlerin.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass mit zunehmender Höhe der Sauerstoffgehalt der Luft abnimmt. Daher ist es schwieriger, den Organismus mit Sauerstoff zu versorgen, zumal Schwangere in der „dünnen Luft“ auch den Organismus ihres Kindes ausreichend versorgen müssen. „Schwangere spüren daher oft deutlicher als Nicht-Schwangere die Anstrengung der veränderten Sauerstoffverhältnisse in der Höhe“, erklärt Schmid. Sie wird dann kurzatmig und ist sehr schnell erschöpft. Bei der Anreise und auch am Urlaubsort selbst gilt die Regel, dass pro Tag der Höhenunterschied nicht mehr als 500 Meter betragen sollte.

Hitze meiden

Hitze kann in der Schwangerschaft ebenfalls problematisch werden. Sie ist für jeden Organismus anstrengend, der Kreislauf von Schwangeren macht jedoch noch mal schneller schlapp. Grundsätzlich gilt: genug trinken, im Schatten aufhalten, körperliche Anstrengung meiden. Hitze kann grundsätzlich das Risiko später Frühgeburten steigern. Eine Studie der Universitätsklinik HamburgEppendorf hat gezeigt, dass Temperaturen über 35 Grad das Frühgeburtenrisiko sogar bis zu 45 Prozent steigern können.

Leiden Schwangere bereits unter Komplikationen, Gewichtszunahme oder anderen Erkrankungen, sollten sie Reisen in heiße Länder vermeiden. Gefährlich können auch Hitzeschlag oder Sonnenstich werden. Beide wirken sich auf den gesamten Organismus aus, Blutdruck und Temperatur steigen. Bei zu wenig Flüssigkeit kann das zu Nierenfunktionsstörungen führen und ist nicht nur gefährlich für die Mutter, sondern auch für das Ungeborene.

Infektionsgefahr

Bei Reisen in heiße Länder können auch MagenDarm-Infektionen durch keimbelastete Nahrungsmittel eine Gefahr für Schwangere darstellen. „Beim Brechdurchfall erleidet der Körper meist einen Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten, die wichtig sind für die Funktion des Stoffwechsels. Das kann schon ohne Schwangerschaft zu einem ernstzunehmenden Kräfteverlust führen. Bei einer Schwangeren mit diesen Beschwerden wird dann möglicherweise das Ungeborene schlechter versorgt. Außerdem gibt es Krankheitserreger, die plazentagängig sind, die also über die Plazenta auch das Kind infizieren können“, erklärt Schmid.

Zika-Virus, Hepatitis und Tollwut

Wer in ein Zika-Virus Gebiet reist, sollte sich besonders schützen, denn das von der asiatischen Tigermücke übertragene Virus kann bei Schwangeren zu Fehlbildungen des Embryos führen. Deshalb ist besondere Vorsicht bei Reisen nach Südostasien, Indien, Mittelamerika und Zentralafrika geboten.

Eine weitere Gefahr bei Reisen in tropische Regionen stellen schwere Infektionen durch Cholera, Malaria, Typhus und Denguefieber dar. Genaue Infos zu den Virus-Gebieten gibt es über das Auswärtige Amt. Auch Infektionen mit Hepatitis A, die durch kontaminierte Lebensmittel übertragen werden, können in der Schwangerschaft das Risiko für Fehl- und Totgeburten steigern. Eine Impfung ist empfehlenswert.

Keine Überraschung bei der Einreiseerlaubnis

Neben langen Flugreisen, hohen Bergen und heißen Regionen gibt es noch viele andere, schöne Urlaubsziele. Und gut zu wissen ist: „Nicht mehr reisen zu dürfen, ist während einer Schwangerschaft nur sehr selten medizinisch indiziert“, so Nina Schneider, Kinderärztin aus Karlsruhe mit Zusatzausbildung Reise- und Tropenmedizin. Trotzdem sollten werdende Mütter vor Reiseantritt vorsorglich mit ihrer Frauenärztin sprechen.

Und dann sei noch zu prüfen, ob es eventuell Schwierigkeiten bei der Einreise für Schwangere geben kann. In den USA müssen Schwangere beispielsweise nachweisen, dass Sie ausreichend krankenversichert sind. Deshalb lieber vorher über den Reiseveranstalter oder das Auswärtige Amt die jeweiligen Einreisebedingungen für Schwangere anfragen.

Checkliste:

  • Mutterpass nicht vergessen, Krankenkassenkarte auch und evtl. eine Zusatzversicherung fürs Ausland abschließen
  • An Medikamente denken
  • Über ärztliche Versorgung am Urlaubsort vorab informieren
  • Übermäßige Hitze vermeiden, Sonnenschutz mitnehmen
  • Nicht höher als 2.500 Meter
  • Anstrengungen gering halten
  • Viel trinken
  • Vorsicht bei halb gegarten Speisen wie Fleisch oder Eier (Gegrilltes, Mayonnaise, Eis)
  • Obst nicht ungeschält essen