Eine dunkelhaarige Frau stillt ihr Baby in der Öffentlichkeit und sitzt dabei in einem Korbsessel.
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Stillen in der Öffentlichkeit

01.07.2019

Experten bestätigen: Stillen ist das Beste für das Kind.
Stillende Mütter stoßen in der Öffentlichkeit trotzdem immer noch oft auf Ablehnung.

Eine Studie der Nationalen Stillkommission (NSK) zeigt, dass jeder Vierte das Stillen in der Öffentlichkeit eher ablehnt. Kritik erfahren die Mütter besonders in Restaurants und Cafés. Hebammen, Ärzte und Stillberater sind sich sicher, Stillen ist das Natürlichste der Welt und Muttermilch ist als Nahrung für das Kind das Beste –  gut verdaulich, hygienisch einwandfrei, richtig temperiert und immer verfügbar. Trotzdem war für jede zehnte der Befragten, die bereits abgestillt hatten, die ablehnende Haltung der Öffentlichkeit ein Grund für das Abstillen. Um dies zu verhindern und eine neue Stillkultur zu unterstützen, verbreitet die NSK gemeinsam mit anderen Partnern und Institutionen stillfreundlche Botschaften, die behutsam vermitteln sollen, dass „Stillen gesund ist und nicht warten kann“. Dies soll die Akzeptanz des Stillens in der Öffentlichkeit erhöhen und Stillende stärken.

Mut haben

In der Schweiz, Australien, Groß­britannien und Irland weisen „mam­apps“ oder Aufkleber an den Türen auf still­freundliche Orte, Restaurants, Cafés und vieles mehr hin. In Deutschland könnte diese Stimmung noch etwas besser werden. Claudia Giek aus Weinstadt-Enders­bach ist Stillberaterin und hat früher einen Stilltreff betreut. „Die Stilltreffs werden heute weniger nachgefragt, da sich Mütter nun eher über das Internet austauschen. Es ist aber nicht das Gleiche“, sagt sie. „Wenn ich jemandem real gegenübersitze, können Probleme und Emotionen viel besser wahrgenommen und vom Gegenüber verarbeitet werden, als beim Tippen auf dem Handy“, so Giek. Für Frauen, die draußen stillen wollen, gibt sie den Tipp. „Einfach den Mut haben. Dafür muss sich keine schämen.“

Den kritischen Blicken widerstehen

Daniela Steudel betreut seit 15 Jahren eine Stillgruppe in Gerlingen. „Man sollte Leute haben, mit denen man darüber sprechen kann, dass Stillen etwas Normales ist und man es nicht heimlich tun muss“, meint sie. Das Gespräch mit „Gleichgesinnten“ sei wichtig, um sich Unterstützung zu holen. Wenn es mal die Brüste sein sollten, die als störend empfunden werden, fragt Steudel zurück: „Wie viel Werbung mit Brüsten gibt es überall?“ Zudem können Stilloberteile und Schals das Entblößte verstecken. Stillende Mütter, die draußen stillen, leben viel stressfreier und unabhängiger, so Steudel. Im Restaurant essen ja alle, die Mutter auch, warum darf dann das Kind nicht essen oder muss auf der Toilette seine Mahlzeit einnehmen, fragt Steudel. Sie freut sich, wenn sich Stillgruppen draußen treffen, das bringe das Stillen allen näher.

Ein Baby liegt an der Brust seiner Mutter und wird gestillt.