Ein Zwillings-Baby-Paar sitzt auf dem Boden.

So läuft es mit Mehrlingen

01.07.2020

Kinder sind ein spannendes Abenteuer fürs Leben. Auch und vor allem, wenn man mehrere auf einen Schlag bekommt. Zwillingsmama und Therapeutin Annekatrin Hoefs verrät, was bei Mehrlingsbabys von Anfang an wichtig ist.

 

Sie sind selbst Mama von zweimal Zwillingen. Wie bereiten sich werdende Eltern am besten auf mehr als ein Baby vor?
Ganz wichtig ist, dass die werdende Mama gut für sich sorgt. Schließlich ist sie doppelbelastet, braucht darum doppelt so viel Kraft und sollte Überbelastung vermeiden.

Was heißt das?
Zum Beispiel früher aufhören zu arbeiten, da bei Mehrlingen ein höheres Risiko für Frühgeburten besteht. Es sind Risikoschwangerschaften, darum stehen mehr Kontrollen beim Arzt auf dem Programm. Übrigens ist es sehr wichtig, sich rechtzeitig über finanzielle Hilfen, Krankenhäuser und Hebammen zu informieren!

Worauf sollten Eltern dabei besonders achten?
Dass beim Krankenhaus eine Kinderklinik angeschlossen ist. Hat die Klinik öfter Mehrlings- oder zumindest Zwillingsgeburten? Und traut sie sich eine Spontangeburt zu? Denn gerade bei Mehrlingen gibt es oft einen Kaiserschnitt. Auch die  Hebamme sollte Erfahrung im Umgang mit Mehrlingen haben.

Und welchen Rat haben Sie für die erste Zeit nach der Geburt?
Sich Zeit lassen! Es ist ganz normal, das anfangs alles kunterbunt durcheinander ist und man vielleicht erst um 22 Uhr Zeit fürs Abendessen hat. Ein Rhythmus ergibt sich nach und nach, jetzt müssen sich Babys und Eltern erst kennenlernen: Wie viel Schlaf brauchen die Säuglinge, wie lassen sie sich beruhigen ...

Gilt das auch für „Einbabyeltern“?
Ja, nur eben im Einzelpack. Mehrlinge sind einfach eine Herausforderung.

Die viele Eltern oft an ihre Grenzen bringt. Haben Sie hier hilfreiche Tipps?
Hilfe von außerhalb wie Großeltern und Leihomas sowie der Austausch mit anderen Mehrlingseltern. Und den Haushalt vereinfachen: Ein Trockner, eine zweite Waschmaschine, Vorkochen ... Es hilft auch den Rhythmus steuern, um die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Wachen die Säuglinge zum Beispiel im halbstündigen Abstand auf, um zu trinken, kann man sie so wecken, dass sie ungefähr gleichzeitig trinken. Nach und nach gewöhnen sie sich dann an die Zeit und Mama kann einige Stunden am Stück schlafen. Sonst ist es wahnsinnig anstrengend!

Und wenn beide gleichzeitig schreien?
Dann sind Tragetuch, Hängematte oder Schaukelbettchen eine tolle Hilfe. Ein Baby ist im Arm, das andere ist im Tuch oder wird friedlich geschaukelt. So können sich beide beruhigen. Übrigens ist es ganz wichtig, sich immer wieder Zeit für eines der Kinder allein zu nehmen, während das andere schläft, spielt, bei Papa ist ...

Noch zum Schluss: Was ist für Sie das Tolle an Mehrlingen?
Für meinen Mann, dass jeder ein eigenes Baby hat. Außerdem haben die Kids gleich jemanden zum Spielen. Und es ist einfach wunderschön zu sehen, wie sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten entwickeln!

Zur Person

Annekatrin Hoefs ist Mutter von Zwillingsmädchen und Zwillingsjungs. Als ausgebildete Physio-, Körper- und Familientherapeutin hat sie die bewegungs- und beziehungsorientierten Eltern-Kind-Kurse „Purzelkinder“ entwickelt. Parallel dazu bietet sie Kurse für Mehrlingsfamilien und Familienberatungen an, Infos auf www.purzel-kinder.de