Oh Augenblick, verweile doch! - Jugendfarm Elsental

07.09.2015

Draußen zu sein, sich zu bewegen und vielfältige Sinneserfahrungen in der Natur zu machen – das sind für Kinder elementare Grundbedürfnisse. In der Großstadt ist das freie Spielen in der Natur jedoch nur bedingt möglich. In vielen Stadtgebieten dominieren Autoverkehr und zugebaute Flächen das Bild und auch vorgeformte Spielplätze lassen häufig nur wenige Erlebnisvarianten zu. Die ganzjährig geöffneten Abenteuer- und Aktivspielplätze und Jugendfarmen, die in Stuttgart  eine lange Tradition haben, bieten Stadtkindern daher unschätzbare Naturerfahrungen und Spielmöglichkeiten. In den vergangen Jahren haben wir diese Plätze in Stuttgart und Region besucht und uns vor Ort selbst ein Bild gemacht.

Hier findet ihr den Bericht über die Jugendfarm Elsental aus dem Jahr 2014.

Keine Stadt in Deutschland hat so viele Jugendfarmen und Aktivspielplätze wie Stuttgart. Hier liegt auch die Urmutter aller Jugendfarmen. Vor einem halben Jahrhundert wurde die Elsentaler Jugendfarm als bundesweit erste ihrer Art gegründet. Noch heute genießen täglich Stuttgarter Kinder das kleine Paradies im Grünen. Dort reiten, toben, spielen und werkeln sie,  was das Zeug hält.

Schild der Jugendfarm

Erst die Turnschuhe. Dann folgt die Jeans, schließlich schiebt sich das ganze Kind durch die enge Öffnung im Bauch des Baumhauses und klettert behände die lange Leiter herunter. Schnell zur Feuerstelle, die Glocke hat geläutet, es ist 15 Uhr. Etwa 40 Kinder wuseln dort umher und finden einen Sitzplatz: auf Baumstämmen, auf einem Holzzaun, die Großen lehnen über einem Ast. Manche der Kinder haben kleine Ringe unter den Augen – sie sind noch müde von der Farmübernachtung am Wochenende. Das hält sie nicht davon ab, heute wieder auf ihrer Farm zu sein. Aufmerksam hören sie zu, welche Aktivitäten die Betreuer für den Nachmittag anbieten: Holzwerkstatt, Tiere versorgen, Reiten oder in einer Schubkarre Steine zum Plätten heranschaffen – gegen Schokokeks versteht sich.

An anderen Tagen und je nach Wetter wird getöpfert, gebastelt, gebacken, gegärtnert. Viele kommen auch einfach zum Spielen und Toben, der Ort schreit geradezu danach. Zärtlich schmiegt sich die Farm in eine bewaldete Schneise im Elsental. Überall gibt es verwinkelte Ecken, kleine Häuschen, Tierställe. Pferde, Schafe, Ziegen, Esel, Hühner, Hasen und Katzen leben auf der Farm. Ein Bach führt hindurch, hier können die Kinder Schiffchen fahren lassen und Staudämme bauen. Am steilen Waldhang dahinter wird gerutscht, gehangelt und Hütten werden gebaut.

Vier Kinder vor einem Beet.
Zwei Kinder filzen, vor ihnen Wolle und Wasserschalen.
Ein Mädchen mit Regenschirm balanciert auf einem schmalen Steg.

Ein Fleck pulsierender Natur

Bevor sich der Kreis an der Feuerstelle löst und die Kinder losziehen, noch eine Sache:  „Da unten ist ein großer Grashaufen. Bitte nicht darin rumhüpfen, der ist für die Pferde. Das ist sonst, wie wenn jemand in eurem Müsli rumhüpft.“ Es ist Rochus Zimmermann, der das sagt, einer der vier festen Mitarbeiter. Die Jugendfarm ist ein Fleck pulsierender Natur. Hier dürfen die Kinder sie erobern – und zugleich den Respekt vor ihr lernen. Neue Farmkinder können an einer Einführungsgruppe teilnehmen. An sechs Nachmittagen lernen sie die Farm, die Betreuer und die Regeln kennen. Neue Kinder können jedoch auch einfach so kommen und sich an andere Kinder oder Geschwister halten. Kernzielgruppe sind die 7 bis 13-Jährigen. Jüngere können mit Eltern kommen, Ältere werden als Helfer eingebunden und führen etwa die Pferde beim offenen Reiten, das jeden Tag stattfindet. Auch feste Reitgruppen gibt es.

Drei Kinder auf Ponys stehen nebeneinander.

Ferner hat die Farm ein breites Ferienangebot: Waldheim in den Sommerferien, verlässliche Grundschule in allen kleinen Ferien, verlängerte Öffnungszeiten mit Mittagessen von 10 bis 18 Uhr als offenes Angebot.

Der Nachmittag verfliegt. Gegen fünf Uhr steigen die Kinder wieder aus ihren Sätteln, verräumen Werkzeuge, verabschieden sich von den Hasen, klettern aus dem Wald und kehren zurück zur Feuerstelle. Der Grashaufen ist unberührt geblieben, die Flammen flackern, Stockbrot duftet. Man möchte Kind sein an diesem Ort. Und man möchte flüstern: „Oh Augenblick, verweile doch, du bist so schön!“

Jugendfarm Elsental e.V.

Im Elsental 3, Stuttgart, T. 0711-6872089

Jugendfarm Elsental online

Für alle Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 13 Jahren. Kinder unter 7 Jahren nach Absprache in Begleitung. 
Kinder unter 3 Jahren können in Begleitung eines Elternteils an der Minifarm teilnehmen.
Außerdem gibt es eine Naturspielgruppe für 2-jährige Kinder und einen Naturkindergarten für 3-6 Jährige.

Öffnungszeiten: Mo bis Fr 13.30-17.30 Uhr, in den Ferien Mo bis Fr 9.30-17.30 Uhr

Besonderheiten: Waldheim in den Sommerferien

Der Besuch ist kostenfrei, lediglich ein Versicherungsbeitrag von 5,- Euro pro Jahr wird bei der Anmeldung erhoben.

Die anderen Berichte der Luftballon Redaktion findet ihr hier:

Reihe Kinderparadiese

Weitere Informationen und Jugendfarmen finden Sie unter:

Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V.