Nominierte Bücher des deutschen Jugendliteraturpreis 2021

01.10.2021
Die Auszeichnung besonders wertvoller Bücher mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ist durchaus vergleichbar mit einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen.
Auf dem Cover des Buches "Adresse unbekannt" sieht man einen blonden Jungen auf dem Dach eines Minibus sitzen. Zwischen den Seitenspiegeln des Autos ist eine Wäscheleine gehängt und im Fenster steht ein Gartenzwerg. Im Hintergrund sieht man eine Stadt.

Adresse unbekannt (ab 11 J.)

Felix lebt allein mit seiner Mutter, die mal wieder keine Arbeit hat, in einem alten Minibus. „Nur vorübergehend“, wie sie immer wieder betont, ist seine „Adresse unbekannt“.  Anfangs kann die Mutter Felix noch für diese coole Idee begeistern, doch schon bald ist es ihm peinlich keine Adresse angeben zu können und immer neue Notlügen erfinden zu müssen. Wie gut, dass er Freunde hat, die ihn dabei unterstützen aus der Obdachlosigkeit zu gelangen.

Mit viel Humor und altersgerecht gelingt es der kanadischen Autorin Susin Nielsen ernste Themen wie Arbeitslosigkeit der Eltern und daraus resultierende Geldnot aus der Perspektive von Felix zu beschreiben. Die scheinbar unbeschwerte und leichte Lektüre regt junge Leser auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken über diese wichtigen Themen an.

Christoph Dösser/ Nora Coenenberg: 100 Kinder. Gabriel Verlag 2020, 104 Seiten, EUR 14,00, ISBN 978-3-522-30537-2

Auf dem Cover des Buches "Unsichtbar in der großen Stadt" sieht man einen Jungen an einem Zugfenster sitzen. Man sieht ihn nur von der Seite. In der Spiegelung der Scheibe ist eine Großstadt und eine viel befahrene Straße zu sehen.

Unsichtbar in der großen Stadt (ab 6 J.)

Ein einsam wirkendes Kind streift durch den Trubel der Großstadt auf der Suche nach seiner Katze, die ebenso wie das Kind, „unsichtbar in der großen Stadt“ ist.  Im Zwiegespräch mit der gleichgesinnten Katze gelingt es Sydney Smith das Kind zuversichtlich und ohne Angst durch die teilweise bedrohlich wirkende Stadtkulisse zu bewegen. Dabei kommt das Buch mit wenig Text aus, spricht den Leser aber besonders über die ausdrucksstarken Illustrationen des Autors an, die manchmal realistisch, manchmal auch phantasievoll, in jedem Fall aber sehr stimmungsgeladen die vielen Ecken und Winkel einer Großstadt zeigen.

Sydney Smith: Unsichtbar in der großen Stadt, Aladin 2020, 48 Seiten, EUR 18,00, ISBN 978-3-8489-0176-0

Auf dem hellblauen Cover des Buches "100 Kinder" sieht man, 100 unterschiedliche Kinder, die in einem Kreis angeordnet sind. Alle sehen anders aus und machen unterschiedliche Sachen. Ein Kind lässt einen Drachen steigen, ein weiteres fährt Fahrrad.

100 Kinder (ab 8 J.)

Bestimmt hat Christoph Dösser unendlich viele Statistiken durchforstet, als er die einzelnen Kapitel von „100 Kinder“ schrieb. Entstanden ist dabei ein Gedankenexperiment der besonderen Art, das den jungen Lesern zeigt, wie Kinder auf der ganzen Welt leben und sie gleichzeitig auf besondere Art und Weise in die Prozentualrechnung einführt: Denn der ehemalige „Zeit“-Redakteur geht davon aus, dass „die Welt ein Dorf von 100 Kindern wäre“. Daraus ergeben sich unterschiedlichste auf die 100 Kinder bezogene Werte: Zum Beispiel sind von den 100 Kindern 52 Jungen und 48 Mädchen, 48 leben in der Stadt und 15 direkt am Meer und nur 46 Jungen und 43 Mädchen werden später einmal lesen und schreiben können, weil sie eine Schule besuchen durften. Zusammen mit den Illustrationen von Nora Coenenberg, die ebenfalls für „die Zeit“ tätig ist,  ist das Buch eine sehr kurzweilige Lektüre, bei der Jung und Alt ganz nebenbei so einiges über unsere Welt erfahren.

Christoph Dösser/ Nora Coenenberg: 100 Kinder. Gabriel Verlag 2020, 104 Seiten, EUR 14,00, ISBN 978-3-522-30537-2