Auf dem Bild ist ein kleines, blondes Mädchen zu sehen. Es cremt sich den rechten Arm mit Creme ein.
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Neurodermitis und Schuppenflechte

01.11.2019

Kinder kratzen sich, Eltern verzweifeln. Eine fachliche Diagnose erleichtert den richtigen Umgang mit der Haut.

Die Kniekehlen und die Armbeugen sind gerötet, die Haut am Hals wund. Je mehr die Kinder schwitzen, desto gereizter wird die Haut. Professor Peter von den Driesch – Ärztlicher Direktor des Zentrums für Dermatologie, Phlebologie und Allergologie am Klinikum Stuttgart – erklärt für Luftballon: „Neurodermitis tritt häufig bei Kindern auf, da die obere Hautschicht oft noch zu wenig abdichtende Fette hat. Etwa jedes dritte kleine Kind leidet darunter. Die empfindliche Haut der Kinder mit Neurodermitis ist nämlich durch Schweiß leicht irritierbar. Meistens verbessert sich das ab dem zehnten Lebensjahr.“

So sei es auch falsch, Nahrungsmittel ohne einen einsichtigen Grund wie bei einer Nahrungsmittelallergie, die sich schnell durch Mundschwellungen und Juckreiz nach dem Genuss zeigt, zu verbieten. Schübe der Neurodermitis werden öfter durch zufällige zeitliche Zusammenhänge fälschlicherweise bestimmten Nahrungsmitteln zugeordnet. Wenn die Kinder älter werden, wird die Haut durch ihre bessere Abdichtung widerstandsfähiger. Solange sollten Eltern darauf achten, die Haut rückzufetten. Zum Beispiel mit der in Apotheken erhältlichen „Kühlsalbe“ (enthält Erdnussöl, Rizinusöl und Wachs), die morgens oder abends aufgetragen werden soll. Diese hätte den richtigen Fettgehalt, sei hypoallergen und werde gut vertragen.

Diagnose

Hauterscheinungen wie Schuppenflechte sollte man auch mit der Kühlsalbe pflegen, empfiehlt der Dermatologe. „Es ist aber hautärztliche Aufgabe, die beiden Krankheiten auseinanderzuhalten.

Grob kann man sie so unterscheiden – Neurodermitis findet man an Körperstellen, an denen man mehr schwitzt, wie in den Beugen, während die Schuppenflechte sich eher “außen“ am Kopf, an Ohren, Knien und Ellenbogen befindet, wo es trocken ist und mechanische Belastungen auftreten. Schuppenflechte beruht auf einer genetischen Veranlagung und könne auch nicht durch gute Pflege im Voraus vermieden werden. „Auch der Stress spielt keine so große Rolle dabei“, erklärt der Dermatologe, „sondern es handelt sich um eine verstärkte natürliche Reaktion des Abwehrsystems.“ Daher hätten Kinder mit Schuppenflechte sogar eher weniger allgemeine Infektionserkrankungen.

Alternative Methoden

Es kursieren Geschichten von erfolgreichen Therapien durch Heilpraktiker, Homöopathie oder Diäten. „In der Mehrzahl ist das völlig wirkungslos bei beiden Erkrankungen“, sagt von den Driesch dazu. Auch Meerwasser könne den Zustand der Haut durch Herauslösen der Hautfette eher verschlechtern. Deswegen solle man Kinder mit Neurodermitis nach dem Baden abduschen und wenn sich die Haut trocken anfühlt, beispielsweise mit der Kühlsalbe eincremen. „Die Erfahrung lehrt,“ so Driesch, „wenn sie regelmäßig auf die Haut aufgetragen wird, kann man die Neurodermitis gut beherrschen. Wenn es in einem Schub mal wieder schlimmer wird, sollte man mit einer rezeptpflichtigen Kortison-Creme nicht zu zurückhaltend sein und diese nach ärztlichen Angaben anwenden. Sonst leiden die Kinder überflüssigerweise durch den Juckreiz“, erklärt von den Driesch.