Ein Junge in einem Polizeikostüm mit Trillerpfeife in der Hand

Verkleiden schafft neue Welten

01.02.2021

Mit einer Kostümierung können Kinder in neue Rollen schlüpfen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Ängstliche Kinder werden mutig, wilde Kinder zahm, kleine Kinder zu großen Leuten. Aber Verkleiden macht nicht nur Spaß, es wirkt sich auch positiv auf die Entwicklung aus. 

Lilli möchte ein Cowboy und Maja eine Königin sein. Michel hat sich für ein Marienkäferkostüm entschieden. Schon Wochen vor Fasching ist das Thema Verkleiden allgegenwärtig. Wenn es zuhause eine Verkleidungsecke gibt, werden schon mal die Hüte aufgesetzt, bis auf den Boden reichende Hemden anprobiert und Stöckelschuhe angezogen.
Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren lieben es, sich zu verkleiden. Teures Equipment braucht man nicht dafür. Alte Hüte, Tücher, Schals, Kleider oder Mäntel reichen oft schon aus. Accessoires wie Brillen, Gürtel oder Ketten ergänzen die Verkleidungskiste, oder einfach nur Stoffe, Bettlaken oder ähnliches.
Aus Stoffstücken lassen sich zum Beispiel Umhänge oder Röcke in Windeseile nähen. Wer keine Nähmaschine hat, kann auch mit dem Tacker arbeiten.

In eine andere Haut schlüpfen

Doch warum wollen sich die Kinder unbedingt verkleiden? Die Kinder leben in ihrer Verkleidung ihre eigenen Geschichten. Sie werden zu hübschen Prinzessinnen, starken Rittern oder lustigen Äffchen. Die neue Rolle verschafft den Kindern eine eigene Welt. Das regt nicht nur die Kreativität an, sondern unterstützt in der Persönlichkeitsentwicklung. Eindrücke werden verarbeitet, Stärken und Schwächen wahrgenommen, Bedürfnisse erkannt und Wünsche erfüllt. Aber wer in eine andere Haut schlüpft, lernt auch automatisch, sich in andere hineinzuversetzen. Das stärkt die Sozialkompetenz und fördert die Toleranz. 

Eine Verkleidungskiste
Ein Kind als Cowboy verkleidet
© Janas

Rollenspiele fördern die Entwicklung

Einmal die böse Hexe sein? Oder doch lieber das kleine Kätzchen? Auch Arzt, Polizist und Schornsteinfeger sind beliebte Kostüme. Spielerisch erkunden die Kinder so die Welt der Erwachsenen und spielen Alltagssituationen nach.
„Rollenspiele setzen bei Kindern mit drei Jahren ein und sind wesentlicher Bestandteil für die Entwicklung der Kinder“, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Spielend werden die Kinder in die Welt der Großen geführt. Diese Art des Spiels begleitet die Kinder oft bis weit in die Grundschulzeit hinein.

Eltern können unterstützen und auch Vorbild sein

Eltern sollten die Lust am Verkleiden fördern und unterstützen. Die Verkleidungskiste sollte für Kinder stets erreichbar sein. Eltern sind aber auch ein Vorbild. Nicht nur dann, wenn sie sich für eine Faschingsparty verkleiden, sondern auch, wenn sie sich für einen Theaterbesuch hübsch anziehen oder für das Büro zurecht machen.
Wenn Eltern in eine Verkleidung schlüpfen, sollten sie auf kindgerechte Kostüme achten und wiedererkennbar sein. Der Psychologe Malte Mienert mahnt sogar, man solle bei kleinen Kindern unter drei Jahren auf Verkleidung verzichten, auch im Kindergarten. „Kleine Kinder haben Schwierigkeiten, wenn eine Person auf einmal anders aussieht.“ Vergleichbar sei der Eindruck, als würden sie einer fremden Gruppe gegenüberstehen. Ab drei Jahren steht der Verkleidungslust jedoch nichts mehr im Wege.