Auf dem Bild ist ein Bahnhof zu sehen, auf dessen Boden "Mind the Gap" in großen gelben Buchstaben steht.

Mütter verdienen in ihrem Erwerbsleben deutlich weniger

01.01.2021

Frauen verdienen in vielen Branchen weniger als Männer. Dieser Gender Paygap ist bekannt, doch die Gehaltsmisere zieht weitere Kreise. Denn eine Gruppe kämpft mit weiteren Einschränkungen am Arbeitsmarkt: Mütter.

Die Bertelsmann-Studie „Wer gewinnt? Wer verliert?“ vom März 2020 zeigt, dass Mütter auf ihr gesamtes Erwerbsleben deutlich weniger verdienen als kinderlose Frauen und weitaus weniger als kinderlose Männer. Diese erschütternde Situation trägt den Namen Motherhood Lifetime Penalty.

Woran liegt das?

Jutta Schubert, Wiedereinstiegsberaterin bei der Agentur für Arbeit Stuttgart, berichtet aus ihren Erfahrungen: „Ich glaube, dass die Elternzeit das Selbstvertrauen von Müttern oftmals erschüttert, da diese Zeit gesellschaftlich nicht anerkannt ist. So fällt es ihnen dann schwer, beruflich wieder einzusteigen.“ Ihre Kollegin Anita Gehrig, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Arbeitsagentur Waiblingen, muss nicht lange überlegen: „Viele Frauen mit Kindern waren einige Jahre nicht berufstätig und arbeiten nach der Familienphase Teilzeit.“ Neben der Kinderbetreuung spielt auch die Pflege von Angehörigen eine große Rolle, denn auch diese wird zumeist von Frauen ausgeübt. Hier fehlen dann nicht nur die Einnahmen, sondern die Lücke macht sich auch später bei der Rente schmerzhaft bemerkbar. Von Altersarmut sind Frauen bedroht, die durch die Betreuung von Kindern oder Angehörigen lange Zeit nicht voll verdienen konnten.

Um das zu ändern, muss die Politik tätig werden, um Frauen im Allgemeinen und Mütter im Beson­deren zu fördern. Zwar bietet Stuttgart bereits einige Anlaufstellen für den Wiedereinstieg nach der Elternzeit, doch auf Seiten der Unternehmen braucht es teilweise noch einen Sinneswandel. Die Wirtschaft muss die Kompetenzen von Eltern anerkennen und entsprechend honorieren: Organisation, Konfliktmanagement, Prioritäten setzen, Teamleitung und mehr leisten Eltern rund um die Uhr.

Unternehmen können sich diese Eigenschaften beruflich zunutze machen, wenn sie im Gegenzug mobiles Arbeiten möglich machen – unabhängig von einer Stechuhr.  Für Jutta Schubert ist klar: „Ein Kind verschiebt die Prioritäten der Mutter. Daher will sie vermehrt einen Beruf, der ihr eine ausgewogene Work-Life-Balance ermöglicht.“ Wer das bietet, gewinnt loyale Mitarbeiterinnen. Ansonsten verlieren Unternehmen Jahr für Jahr wichtige personelle und wirtschaftliche Ressourcen.

Seid solidarisch!

Da Politik und Wirtschaft nur sehr langsam das Problem angehen, sind nach wie vor wir als Eltern und Berufstätige selbst gefordert. Sprich neben Kinderbetreuung, Haushalt und ein bisschen Selfcare dürfen wir auch noch politisch aktiv werden, um den Weg für die nächste Generation zu ebnen.

Bleibt zu hoffen, dass nicht nur Familien sich solidarisch zeigen, sondern Erwerbstätige und diejenigen, die wieder einsteigen möchten, gemeinsam für bessere Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt kämpfen werden. Denn diese werden schlussendlich allen zugutekommen!

Die Studie der Bertelsmann-Stiftungunter dem Punkt Publikationen als PDF zum kostenlosen Download.

AnsprechpartnerInnen in Stuttgart zum Thema Gleichstellung von Frauen und Wiedereinstieg nach der Elternzeit:

-  Agentur für Arbeit Stuttgart, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Patrizia Worbs, Nordbahnhofstr. 30-34, S-Nord, Tel. 0711-9203565, stuttgart.bca@arbeitsagentur.de,
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/stuttgart

-  Agentur für Arbeit Stuttgart, Wedereinstiegsberaterin, Jutta Schubert, Nordbahnhofstr. 30-34, S-Nord, Tel. 0711-920 2411 stuttgart.wiedereinstieg@arbeitsagentur.de

-  Caritasverband für Stuttgart e. V., Bereich Arbeit, Leobener Straße 78, S-Feuerbach, Tel. 0711-81487-0, -50 arbeitshilfen@caritas-stuttgart.de,
www.caritas-stuttgart.de

-  Abteilung für Chancengleichheit und Diversity der Stadt Stuttgart, Eberhardstraße 61, S-Mitte, Tel. 0711-21680437, poststelle.chancengleichheit@stuttgart.de,
www.stuttgart.de/vv/verwaltungseinheit/abteilung-fuer-chancengleichheit-und-diversity.php, Termine nach telefonischer Vereinbarung

-  BeFF- Berufliche Förderung von Frauen e. V., Lange Str.51, S-Mitte,
www.beff-frauundberuf.de