Lernen muss nicht scheiße sein

01.11.2022

Gibt es ein Geheimnis, wie man besser lernen kann, Spaß daran findet und daraus Erfolge erzielt? Der Skateboard-Pionier und ehemalige Lehrer Titus Dittmann setzt auf die pädagogische Kraft des Skateboardens. Freiräume ausleben, sich ausprobieren, üben, hinfallen und aufstehen sind für ihn genauso wichtig, wie das Lernen von Formeln und Fakten.

Fremdbestimmtes Lernen ist nicht jedermanns Sache. Dem einen fällt die Schule leicht, dem anderen schwer. Titus Dittmann fand die meisten Fächer in der Schule langweilig und konnte sich nicht konzentrieren. Er galt bei den Lehrern als Störenfried. Doch der damals zappelige Schüler wurde später nicht nur durch selbstbestimmtes Lernen eine Skateboardlegende, sondern auch Lehrer und Unternehmer.

In seinem Buch „Lernen muss nicht scheiße sein“, erklärt der inzwischen 72-Jährige, was das Skateboarden bei ihm bewirkt hat und wie dieser Sport das Lernen zum Vergnügen machen kann.

Dittmann setzt dabei auf das selbstbestimmte Lernen durch Freiräume, Mutproben, sich ausprobieren, Verantwortung tragen lernen und eigenständig die Welt entdecken. Aber auch er findet die andere Art des Lernens wichtig, das Lernen in der Schule, das fremdbestimmte, zweckorientierte und zielgerichtete. „Grundrechenarten oder chemische Formeln lernt man nicht ohne Anleitung eines Lehrers“, meint Dittmann. Die Balance ist die Herausforderung.

Zur Person:

Titus Dittmann (72 Jahre), studierte Pädagogik, Sport und Geografie. Er war zunächst als Lehrer tätig und gründete dann das Unternehmen Titus, das zum größten Anbieter von Streetwear und Skateboards in Europa wurde. Sein Buch „Lernen muss nicht scheiße sein“ erschien 2019 bei Benevento Books, 20 Euro.

Lasst euren Kindern Freiräume

Das selbstbestimmte Lernen zeigt die individuellen Stärken der Kinder und Jugendlichen. „Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, Leidenschaft und Willensstärke können sich so entwickeln“, sagt Dittmann. Noten und der Schulabschluss würden dagegen in unserem Bildungssystem überbewertet. Für Dittmann ist entscheidend, dass die Kinder ihren eigenen Weg gehen und dabei glücklich werden. Sie sollen lernen, für etwas zu brennen, sich für etwas zu interessieren und ein Ziel zu haben.

„Ich möchte gerne zeigen, wie Pädagogik für Kinder funktionieren kann, wenn es in der Schule nicht so gut läuft.“

Lehrern ruft das Buch ins Gedächtnis, wie gut und erfolgreich Kinder lernen, wenn sie sich für etwas von sich aus begeistern. Den Eltern rät Dittmann: „Lasst eure Kinder ruhig mal mit allen gut gemeinten Förderabsichten in Ruhe und gebt ihnen lieber wieder mehr erwachsenenfreie Räume. Nur so spüren sie Verantwortung für sich selbst, treffen eigene Entscheidungen und lernen, daraus resultierende Konsequenzen zu tragen.“

Skateboarden motiviert

Das Skateboarden ist mehr als nur Sport. Es ist eine ästhetische Gesinnungsgenossenschaft, die besonders viele Lerneffekte bietet. Das Skaten weckt die intrinsische Motivation, die Motivation von innen heraus, die auch als intensivste Motivation gilt und vieles zum Kinderspiel werden lässt.

Auch der besondere Geist der Skateboardszene scheint eine Rolle zu spielen und die Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützten. Beim Skateboarden kann man sich selber spüren, merken, dass man etwas schafft, Ängste überwinden und in den Flow kommen.

Der positive Effekt dieser bewegungsorientierten Jugendkultur kommt allen Kindern zugute, hilft aber auch besonders Kindern und Jugendlichen, die in der Schule Lernprobleme haben. Mit dem Projekt „Skaten statt Ritalin!“, der Hilfsorganisation skate-aid, unterstützt Dittmann gezielt und erfolgreich Schüler mit ADHS.