Kinderbücher über Kinder mit Behinderung

21.02.2024

Ich bin Mari (ab 4 J.)

Die Autoren Shari und André Dietz sind auch im wahren Leben die Eltern von Mari, die an dem Angelman-Syndrom, einem seltenen Gendefekt, leidet. In „Ich bin Mari“ erzählen sie die Geschichte ihrer Tochter, die diese „bisher niemandem erzählt hat, weil sie gar nicht sprechen kann“. Zum Glück verstehen ihre Eltern  und Geschwister sie und sie kann mit ihnen schwimmen gehen, den Spielplatz besuchen, tanzen oder sogar eine Fahrradtour machen. In den einzelnen Episoden, die junge Leserinnen und Leser mit Mari und ihrer Familie miterleben, erfahren sie schrittweise mehr darüber, was für Mari normal und gleichzeitig besonders ist. Durch die frechen Zeichnungen von Saskia Gaymann mit den für sie typischen Heldinnen und Helden, die immer ein breites Grinsen im Gesicht tragen, erkennt man auf Anhieb, wie bereichernd und vergnüglich der Alltag für Mari trotz ihrer Behinderung ist.

Shari und André Dietz/ Saskia Gaymann (Illustrationen): Ich bin Mari, ars edition 2022,  32 Seiten, EUR 15,00, ISBN  978-3-8458-5079-5

Sieben Tage Mo (ab 11 J.)

Karl liebt seinen Zwillingsbruder Mo wirklich sehr, aber manchmal sind ihm „Sieben Tage Mo“ einfach zu viel.  Das liegt daran, dass Mo bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekam und seither eine geistige Behinderung hat. Mit viel Gespür für psychologische Zusammenhänge nähert sich der beliebte Autor Oliver Scherz in seinem neusten Buch diesem besonderen Thema. In Gesprächen mit betroffenen Familien und Fachleuten hat er sich zunächst ein hervorragendes Sachwissen angeeignet. Auf dieser Basis erzählt er die abenteuerliche Geschichte des ungleichen Zwillingspaars, die voller verrückter Begebenheiten steckt. Sehr gut arbeitet der Autor dabei den Zwiespalt heraus, in dem sich Bruder Karl bewegt, weil er Bedürfnisse wie andere elfjährige Jungs hat und gleichzeitig für seinen behinderten Bruder Verantwortung trägt, während die Mutter ihre Patienten im Krankenhaus pflegen muss. Eine berührende Geschichte, die zeigt, wie leicht Erwachsene in der eigenen Not ihre Kinder überfordern. Die oft humorvollen, schwarz-weißen Bilder von Philip Waechter passen wunderbar zum Erzählstil des Autors. 

Oliver Scherz: Sieben Tage Mo, Thienemann Verlage 2023, 168 Seiten, EUR 16,00, ISBN 978-3-522-18648-3

Wilma Wolkenkopf (ab 5 J.)

„Wilma Wolkenkopf“ hat nicht nur Wolken im Kopf, sondern auch „Zippelzappelhände und Sausegedanken“. Sie durch den Tag zu begleiten ist aufregend und gleichzeitig anstrengend. So muss es wohl auch Wilma gehen, denn manchmal schmeißt sie alles hin und kann sich selbst nicht mehr sortieren. Doch in der Geschichte in Reimform zeigt Saskia Niechzial ihren jungen Leserinnen und Lesern, dass wir durch Kinder wie Wilma auch Dinge entdecken, die andern verborgen bleiben. Wilma hat vielleicht ADHS, aber letztendlich ist sie einfach „ein Kind, so wie du eines bist“. Und wenn sie Hilfe braucht, gibt es Erwachsene Eltern, Lehrer und Therapeuten, die ihr mit den richtigen Worten wieder Kraft und Mut spenden.

Hervorragend wird die Darstellung des Wirbelwindes Wilma durch Lara Hackers Bilder unterstützt. Die manchmal chaotische Gestaltung der Seiten passt zum Durcheinander in Wilmas Kopf.

Saskia Niechzial / Lara Hacker: Wilma Wolkenkopf, Jupitermond Verlag 2023, 32 Seiten, EUR 22,90, ISBN 978-3-94923-916-8