Eine Familie sitzt am Esstisch, alle schauen in ihr Handy.
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Handys in der Familie: Regeln, Tipps und Vorbilder für einen gesunden Umgang

25.08.2025

Das Handy ist allgegenwärtig, bei Jung und Alt. Das hat Auswirkungen auf das Familienleben, denn Handys lenken ab, rauben Zeit, sorgen für Streit und bieten neben nützlichen auch bedenkliche Informationen. Was können Familien tun, um den Umgang mit dem Smartphone zu verbessern? Wo gibt es Grenzen, wo sollten Regeln aufgestellt werden?

In der heutigen digitalisierten Welt ist das Smartphone aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Es dient als Kommunikationsmittel, Informationsquelle, Unterhaltungsplattform und sogar als Arbeitswerkzeug. In vielen Familien ist das Handy rund um die Uhr präsent – sei es in der Hosentasche der Eltern, in den Händen der Kinder oder auf dem Esstisch, dem Sofa, auf dem Küchentisch oder neben der Toilette. Das Handy begleitet täglich und ist Fluch und Segen zugleich.

Die ständige Verfügbarkeit bringt zahlreiche Vorteile mit sich, wirft aber auch Fragen und Herausforderungen auf. Denn das Smartphone verändert auch die Beziehungen innerhalb der Familie. Viele Eltern berichten, dass ihre Kinder beim gemeinsamen Abendessen ständig aufs Handy schauen oder während Gesprächen abwesend wirken. Umgekehrt fühlen sich Kinder oft übersehen, wenn ihre Eltern in sozialen Medien scrollen, statt ihnen zuzuhören. Die digitale Welt konkurriert mit der analogen – und gewinnt allzu oft. Wie kann also ein gesunder Umgang mit der digitalen Welt gelingen?

Eltern als Vorbild

Um die Mediennutzung in der Familie, sowohl bei Kindern, als auch bei Eltern, einordnen und in verträgliche Bahnen lenken zu können, sollten sich alle Generationen regelmäßig kritisch mit dem Gebrauch von Handys und Co auseinandersetzen. Dazu gehört sowohl der Wunsch, Informationen jederzeit aus dem Netz zu ziehen, als auch die ständige Erreichbarkeit und das Bedürfnis, eigene Beiträge in Plattformen zu posten

Nicht nur Kinder fallen durch stetig wachsende Smartphonenutzung auf, auch Eltern. Viele Kinder erleben früh, wie oft und intensiv ihre Eltern digitale Geräte zur Hand haben und spiegeln dieses Verhalten.
Das hat zur Folge, dass auch Babys und Kleinkinder fasziniert nach den Handys der Eltern greifen, denn die Eltern sind ihr Vorbild. Bildschirm und Haptik der Geräte scheinen zusätzlich eine magische Anziehungskraft auszuüben.

„Kinder wachsen heute als „Digital Natives“ wie selbstverständlich mit den digitalen Endgeräten auf und konsumieren die Inhalte dieser Alleskönner schon früh und oft ziemlich unkritisch“, bemerkt Daniel Wolff, Autor und Digitaltrainer. „Später sitzen dann Social Media, Influencer und Co. mit der Familie am Esstisch, und oft haben Influencer mehr Zugang zu den Kindern als die eigenen Eltern“, so Wolff.

Handys lenken Eltern ab

Nicht nur Kinder lassen sich von den Möglichkeiten des Handys einnehmen, auch Eltern. Sie verbringen immer mehr Zeit an den Geräten. Das kann bei der Aufsicht und Betreuung der Kinder durchaus gefährlich werden.
„Viele achten nur noch auf ihr dämliches Smartphone, aber nicht auf ihre Kinder - im Schwimmbetrieb sind die Dinger die Pest“, sagt Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister, gegenüber der Tagesschau online. Die Aufsichtspflicht kann so schon mal vernachlässigt werden.

Mangelnde Achtsamkeit kommt bei Eltern auch auf dem Spielplatz oder auf der Straße vor. Das Handy lenkt ab, zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Das gilt ebenfalls beim gemeinsamen Essen, Ins-Bett-bringen, Vorlesen oder Spielen. Wenn dies zwar eher keine Gefahren birgt, so mindert es doch die Möglichkeit, die Zeit für Kommunikation und ein gemeinsames Miteinander zu nutzen.

Ist der persönliche Kontakt von Auge zu Auge durch Smartphonenutzung oder andere Medien gestört, nennt man das „Technoference“. Smartphones können schon früh die Eltern-Kind-Interaktion stören, was die Entwicklung der Kinder beeinflussen kann. Ein Beispiel dafür ist auch die Nutzung des Handys beim Schieben des Kinderwagens. Statt mit dem Kind Blickkontakt zu halten, dem Kind etwas zu erzählen oder vorzusingen, schauen Eltern auf das digitale Gerät und unterbrechen damit die intensive Verbindung zu ihrem Kind.

Weiterführende Links:

 Stadtmedienzentrum: smz-stuttgart.de

Landesmedienzentrum: lmz-bw.de

Infos und Plakate über das Bundesministerium: bmbfsfj.bund.de

Zeiträuber

Laut der JIM Studie 2025 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest, beschäftigen sich  Jugendliche im Schnitt 213 Minuten, also gut dreieinhalb Stunden, am Tag mit dem Handy und verbringen insgesamt sechseinhalb Stunden am Tag mit anderen Medien. Das ist erschreckend und sehr zeitintensiv. Zeit, die vielleicht für andere Dinge wie Hausaufgaben, Sport, Gespräche oder Freizeitaktivitäten fehlt.

Der Wunsch nach einem Handy setzt schon früh ein. „Das Einstiegsalter für Handys rutscht immer weiter nach unten“, bestätigt Wolff. Er empfiehlt gerade zu Beginn Bildschirmzeiten auszumachen und eventuell einen Filter zum Spiegeln des Bildschirms einzusetzen, damit die Eltern sich mit dem Handy des Kindes verknüpfen können (medien-kindersicher.de). Vor allem sollten Eltern sich Zeit nehmen und mit den Kindern das Handy gemeinsam entdecken. Auch der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest gibt Tipps zu geeigneten Apps für Kinder, zu den ersten Medienerfahrungen und Bildschirmzeiten für kleinere Kinder. Hierzu steht auch eine kostenlose Broschüre bereit (mpfs.de). Weitere Tipps gibt es bei verschiedenen Krankenkenkassen.

Handyturm und Ladegerät

„Wir müssen uns dafür interessieren, was Kinder im Internet erleben“, sagte Wolff. Die Nutzung des Smartphones ist für den Medienpädagogen ein lebensverändernder Moment. Kinder sollten bei der Mediennutzung deshalb unbedingt begleitet werden. Das findet auch das Drogerieunternehmen Rossmann und ruft mit der Kampagne „Lass dein Kind nicht allein im digitalen Raum! Gemeinsam für eine gesunde Kindheit“, zu mehr Unterstützung und Umdenken in der Gesellschaft auf.

Politische Debatten über Handyverbote an Schulen und strengere Social-Media-Regulationen sind bereits immer wieder im Gespräch. Das scheint wichtig, denn nicht nur die Inhalte der sozialen Medien erschrecken, auch die Art und Weise, wie Kinder gezielt durch Algorithmen mit nicht kindgerechten Informationen bedient werden, ist besorgniserregend. „Es gibt Inhalte, die Kinder nicht sehen sollten“, sagt Wolff.

Eine Studie der DAK zeigt außerdem, dass jedes vierte Kind zwischen zehn und 17 Jahren einen riskanten oder krankhaften Medienkonsum betreibt.

Das Handy wegzunehmen ist keine Lösung, da sind sich Fachleute einig. Entscheidend ist, dass Kinder mit ihren Eltern darüber sprechen, was sie im Internet sehen. Es hilft auch, wenn man sich gemeinsam ans Handy setzt, zusammen Apps ausprobiert und zusammen mit dem Handy experimentiert. Die Medienanstalt für Baden-Württemberg, LFK, gibt zudem kostenlose Online-Seminare zum Thema, wie Smartphone und Internet kindgerecht genutzt werden können (internet-abc.de).

Außerdem sollten Familien gemeinsam über Inhalte sprechen und die Handynutzung in der Familie offen diskutieren.

Damit diese und andere Gespräche nicht vom Griff nach dem Smartphone unterbrochen werden, hilft der Handyturm. Alle Handys werden bei gemeinsamen Zusammenkünften - ob beim Essen, beim Spiel oder während der Unterhaltung - übereinander auf den Tisch gelegt und erst wieder in die Hand genommen, wenn sich die Runde auflöst. Auch klare Handyzeiten helfen, den Konsum einzuschränken. Ebenfalls bietet sich eine gemeinsame Aufladestation an, so dass über Nacht das Handy nicht genutzt wird - was tatsächlich ein großes Problem bei Schülern ist, wie Wolff berichtet.

Die Herausforderung besteht darin, das Smartphone aus dem Familienleben nicht zu verbannen, sondern es bewusst zu integrieren, um die Balance zwischen digitaler Welt und analogem Miteinander zu finden.

Buchtipp:

"Allein mit dem Handy", von Digitaltrainer Daniel Wolff, Heyne Verlag München 2025, 17,- Euro, ISBN 978-3-453-60701-9

Wenn Kinder und Jugendliche allein online sind, lauern enorme Gefahren. Wie kann man sie schützen, auf die digitale Welt vorbereiten und begleiten?

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Und wann ist der ideale Zeitpunkt für ein eigenes Smartphone? Digitaltrainer Daniel Wolff klärt über die Risiken und Chancen auf, gibt Eltern und Lehrkräften guten Rat und praktische Tipps an die Hand – damit Kinder und Jugendliche sicher online unterwegs sind und Digitalkompetenz erlernen.