Freiwillig auf etwas verzichten?

Eine Fastenzeit bietet allen Familienmitgliedern die Möglichkeit, Lebensgewohnheiten zu überdenken und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Warum nicht mal auf Süßigkeiten, Spielekonsole, Schimpfen oder Shopping verzichten? Fasten bietet die Möglichkeit der Besinnung und inneren Reinigung. Man kann sich dabei auch seiner Lebensgewohnheiten bewusst werden und lernen, Verzicht zu üben. In vielen Religionen wird zu verschiedenen Zeiten gefastet. Im christlichen Glauben besonders in den Wochen vor dem Osterfest. Kinder sind von der Fastenpflicht im christlichen Fastengebot ausgeschlossen, dennoch kann auch für sie die Zäsur des Lebensalltags und der Gewohnheiten spannend und interessant sein, neue Denkanstöße geben und neue Erfahrungen bringen.

Dinge wieder wertschätzen

Doch was bedeutet Verzicht? Es macht natürlich keinen Sinn, auf Gemüse, das man sowieso nicht mag, auf Sport, wofür man eh zu faul ist oder auf Reisen, die zur Corona-Zeit nicht möglich sind, zu verzichten. Vielmehr sollte auf das verzichtet werden, was einem angenehm ist und zu den alltäglichen Lebensgewohnheiten zählt. Dazu gehören zum Beispiel Süßigkeiten, Computerspiele und Shoppingausflüge.

„Bewusstes Leben fördert die Wertschätzung gegenüber Sachen, die bei regelmäßigem Konsum zum selbstverständlichen Alltag gehören“, erklärt Bernhard Schweiger, Religionspädagoge. Dann schmeckt das Schokoladenei an Ostern auch gleich viel besser, wenn man eine gewisse Zeit auf den Genuss verzichtet hat.

Fasten ohne Qual

Nimmt man es genau, beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und dauert bis zum Osterfest. Das sind 47 Tage, also sieben Wochen. So lautet auch das Motto der Fastenaktion der evangelischen Kirche: „Sieben Wochen ohne!“, die aufrufen soll, etwas Neues auszuprobieren. „Auch wenn nicht alles sofort gelingt, ist es gut, sich auf den Weg zu machen“, erklärt Johannes Popp, Sprecher der Evangelischen Verlagsanstalt. Denn auch Durststrecken gehören zum Leben und prägen die Entwicklung.

Ein regelmäßiger Austausch über Erfolge und Misserfolge gehört dazu. Allein der Versuch zu fasten, ist schon viel wert. Innerhalb der Familie kann so ein entspannter Ansatz zum Fasten mit Kindern gelingen. Und schließlich kann gemeinsames Fasten in der Familie auch wichtige Impulse liefern, um zum Beispiel das eigene Konsumverhalten zu überdenken.

Damit das Fasten für Kinder nicht langweilig und leichter durchgehalten wird, kann das Fastenmotto auch jede Woche wechseln. Eine Woche nichts Süßes essen, die nächste Woche nicht fluchen, wieder eine Woche keine Computerspiele spielen. Auch bestimmte Fastentage in der Woche helfen, das Fasten über einen längeren Zeitraum durchzuhalten. Fastenfreie Tage werden vorab vereinbart. Dazu bietet sich ein Fastenkalender an.

Auf jeden Fall sollte das Fasten nicht zum Zwang werden, denn dann besteht wenig Chance auf Wiederholung. Freiwilligkeit ist wichtig.

Stellt sich nur noch die Frage, auf was verzichtet werden soll. Hier ein paar Ideen:

  • Lärm-Fasten: Auf Lärm, laute Musik und Geschrei verzichten. Das gilt natürlich nicht nur für die Kinder, auch für die Eltern. Schnell lässt sich feststellen, dass Ruhe entspannt.
  • Auto-Fasten: Die Wege statt mit dem Auto mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. Das ist nicht nur sportlicher, sondern schont auch die Umwelt.
  • Schimpfen-Fasten: Statt sich immer zu beschweren, zu schimpfen und zu murren, wird einfach die freundliche Seite gezeigt. Jetzt heißt es „Danke“ sagen, nett zu den anderen sein und liebe Worte finden.
  • Handy-Fasten: Das Handy darf nur zum Telefonieren herausgeholt werden. Spiele und pausenlose Whats App-Nachrichten sind tabu. Plötzlich entstehen ganz neue Zeitfreiräume.
  • TV-Fasten: Anstatt abends wie automatisch den Fernseher einzuschalten, entsteht Zeit für Gesellschaftsspiele, zum Lesen oder für andere Hobbys. Das fördert auch das Miteinander in der Familie.
  • Süßi-Fasten: Auf Süßigkeiten und süße Getränke verzichten. Das ist gesund und macht schlank.
  • Shopping-Fasten: Auf unnötige Einkäufe verzichten. Oft kauft man Dinge, die man eigentlich gar nicht braucht. Vielleicht lässt sich mit dem gesparten Geld auch etwas Sinnvolles tun, zum Beispiel spenden.

Blog "ABC-Kinder.de" Fastenzeit mit Kindern