Eltern fragen, ExpertInnen antworten – Allgemeine Unlust bei Kindern

01.01.2021

Elternfrage

„Wie können wir mit der „allgemeinen“ Unlust unserer Kinder umgehen und woher kommt diese eigentlich?

Expertenantwort

„Ich will aber nicht…“ Ein Alltagssatz – die Ausgangssituation ist eigentlich total egal. Ob nun Zimmer aufräumen, Tisch decken, Hausaufgaben machen, Müll raustragen… Es bleibt das ultimative NEIN des Kindes.

Warum sind „DIE“ so?

Vielleicht ist unser Kind gerade in einer Altersgruppe unterwegs, die sich nicht durch Mitarbeit kennzeichnet. Zum Beispiel zwischen zwei und vier Jahren das Trotzalter, Fünfjährige im Bestimmeralter oder die Vorpubertät oder die Pubertät. Es gibt immer wieder Entwicklungsphasen, die darauf ausgelegt sind, eher in Konflikte als in Zusammenarbeit zu gehen. Das ist normal und gesund.

Das elterliche Erziehungsverhalten könnte ein weiterer Aspekt sein. Wenn Probleme und Schwierigkeiten aus dem Lebensalltag des Kindes herausgefiltert werden und Eltern stets bereit sind, in Kita und Schule vorstellig zu werden, kann sich das entwicklungsbehindernd auswirken. Dabei ist es richtig, dass sich Eltern schützend und unterstützend vor bzw. neben ihre Kinder stellen. Es ist allerdings dem Kind die Möglichkeit zu geben, bestehende Dissonanzen selbst aufzulösen. Kinder können das!

Auch ist die Absicht, „Immer-gut-Freund“ mit dem Kind zu sein, fatal. Ein stetig schlechtes Gewissen ist in der Erziehung kein guter Ratgeber, denn es kann dazu führen, dass kritischen Alltagssituationen zu schnell und zu früh nachgegeben und nur auf harmonische angenehme Interaktionen geachtet wird. Das ist eine FALLE!

Unsere Kinder lieben Reibereien. Hier spüren sie Lebendigkeit und Aktivität, das heißt. ein gezieltes kindliches NEIN an der richtigen Stelle löst wunderbare Unstimmigkeit aus, die zum Lernen einladen.

Ein philosophischer Punkt kann sein: Unser Leben in Luxus schafft ein Ungleichgewicht gegenüber dem basalen Familienleben. Kinder entwickeln massive Ansprüche, die selbstverständlich sind. Diese Selbstverständlichkeiten werden unter anderem auch in Verweigerung gelebt. Wieso? Ich? Nein!

Diese „Extremindividualisierung“ kann für das Kind bedeuten, es gäbe ein Recht auf „Das steht mir zu, dafür muss ich nichts geben“. Gemeinschaftliches Erziehungsziel wäre es, den Kindern zu vermitteln, dass ein soziales Miteinander nur funktionieren kann, wenn „ich mich als Individuum nicht zu wichtig nehme“.

Das Bild zeigt Sabine König aus der Praxis für Säuglings- und Kleinkindfragen.
©SabineKönig

Zur Person

Sabine König
Praxis für Säuglings- und Kleinkindfragen, Praxis für Beziehungs- und Erziehungsfragen, Supervision & Fortbildung

www.koenig-s-kinder.de