Der Weg ins Berufsleben für An- und Ungelernte

Ohne Berufsabschluss hat man kaum Chancen, am Arbeitsmarkt eine gut bezahlte, unbefristete Stelle zu ergattern. Dieses Problem möchte das gemeinnützige Sozialunternehmen Neue Arbeit mit dem Angebot „Stufenweise Qualifizierung“ lösen.

Krankheit, Benachteiligung, persönliche Probleme – die Liste an Gründen, warum man keinen Berufsabschluss erworben hat, ist lang. So erging es auch Michaela Maier, die ihre Ausbildung als Konditorin aufgrund einer schweren Mehlallergie abbrechen musste. Es folgen Jobs im Einzelhandel und ihr Sohn wird geboren. Die Partnerschaft zerbricht jedoch und Michaela lebt zusammen mit ihrem Kind als Alleinerziehende von Hartz IV. Denn ohne beruflichen Abschluss kommen nur wenige Anstellungen in Frage. Diese sind oftmals schlecht bezahlt, liegen zu ungünstigen Zeiten oder sind zeitlich beschränkt. Wer jedoch wie Michaela Kinder zu versorgen hat oder anderweitig gebunden ist, ist auf flexible Arbeitszeiten und ein festes Einkommen angewiesen.

Ausbildung nachholen auch in Teilzeit

Genau in diese Lücke zielt das Angebot des gemeinnützigen Sozialunternehmens Neue Arbeit in Stuttgart, das zur eva-Gruppe gehört. Es bietet allen im Alter ab 25 Jahren, die keine Berufsausbildung gemacht haben, die Möglichkeit, diese im Großraum Stuttgart, Esslingen und Ludwigsburg in ausgewählten Berufsfeldern nachzuholen. Dabei erfolgt die Qualifizierung in mehreren Stufen und jede Stufe wird mit einem zertifizierten Abschluss beendet. Zudem werden bei jedem Teilnehmer die individuellen Möglichkeiten und auch das Umfeld berücksichtigt, um so die optimalen Ausbildungs- und Rahmenbedingungen zu finden. Alleinerziehende nutzen beispielsweise oft das Angebot von Ausbildungen in Teilzeit, um so genügend Zeit für die Kinderbetreuung zu haben.

Die praktische Ausbildung erfolgt in den internen Betrieben der Neuen Arbeit, die theoretischen Inhalte werden in kleinen Klassen mit rund zehn bis 15 Teilnehmer von Fachkräften unterrichtet. Dabei legt man Wert darauf, dass jeder seinen Fähigkeiten entsprechend lernen kann. „Das ist eine Chance für alle, die bisher nur negative Erfahrungen mit dem Lernen gemacht haben. Bei uns erfahren sie in Workshops die notwendigen Grundlagen, um beispielsweise ihren Alltag zu organisieren und eben das Lernen zu lernen“, erklärt Kathrin Moschettieri-Grötsch, Mitglied der Geschäftsleitung. Zudem kann auch eine interne Sprachförderung geboten werden, sodass sich auch Interessierte mit einem Sprachniveau von A2 oder B1 informieren können. Michaela findet mit inzwischen 31 Jahren den Weg ins Ausbildungsprogramm für Alleinerziehende in Teilzeit. Heute steht sie auf der ersten Qualifizierungsstufe zur Ma-
schinen- und Anlagenführerin und strebt den Abschluss zur Industriemechanikerin an. Mit dieser Ausbildung hat Michaela den Grundstein für eine gute berufliche Zukunft gelegt. Es bleibt zu hoffen, dass viele andere Alleinerziehende, die in einer ähnlichen Situation stecken wie Michaela, ebenfalls von dieser Chance profitieren können.