Zwei Mädchen halten sich an den Händen und springen in die Luft. Im Hintergrund versinkt die Sonne im Meer.

Das Meer reicht nicht mehr

01.12.2020

Nur noch ein paar Monate und dann fahren wir alle zusammen schön in den Urlaub und ruhen uns aus. So spornen wir uns zum Durchhalten an. Später packen wir unsere Teenager ins Auto, nehmen Strapazen auf uns, bis wir unser ersehntes Urlaubs-Ziel erreichen und stellen schnell fest, der Urlaub mit Teenies wird wohl nicht von selbst schön.

Kommen unsere Teenies mit, müssen wir uns schon was einfallen lassen, damit die Stimmung bis zum Ende der Reise hält. Wer das schon mal gemacht hat, weiß: mit Pubertierenden ist es nicht nur schwer, ein gemeinsames Ziel auszusuchen, wo die Familie ihre wertvolle freie Zeit verbringt. Noch schwieriger ist es, diese Zeit auch so zu verbringen, dass sie uns allen als wertvoll in Erinnerung bleibt. Dass Teenager nicht unbedingt begeistert sind, mit der Familie zu verreisen, hat sich vielleicht herumgesprochen. Manche wollen gar nicht mehr mit. Das tut uns Eltern weh.

Lieber Freunde als Familie

Karin Kachelrieß ist Diplom-Psychologin, Familientherapeutin und Teamleiterin bei der Psychologischen und Sozialen Beratungsstelle Stuttgart Mitte/Süd des Caritasverbands. Sie hilft Eltern, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei solchen und ähnlichen Kopfzerbrechen. „Dass Teenager nicht mit der Familie in den Urlaub fahren möchten, ist normal und das hat nichts mit einer gescheiterten Eltern-Kind-Beziehung zu tun“, beruhigt sie verzweifelte Eltern. Das ist schon mal gut. Vielleicht haben wir ja doch nicht alles falsch gemacht.
Junge Kinder finden ihre Eltern toll, erklärt Kachelrieß, Teenager nicht so sehr. Sie haben oder suchen ihre eigenen Werte. Freunde seien jetzt die bevorzugte Gesellschaft. „Das heißt aber nicht, dass sich nicht alles wieder ändert“, sagt sie. Also nochmal Glück gehabt. Das Urlaubsdilemma bleibt aber. Dies sei allerdings nicht gut zu lösen, sagt die erfahrene Beraterin. Entweder bleiben die Teenies bei jemandem, bei dem sie gut aufgehoben sind oder sie kommen mit und die Eltern stellen sich darauf ein, dass der Urlaub ein paar Jahre turbulent bleibt. Es gehöre zur Pubertät dazu, dass die Teenager manchmal heftig reagieren und launisch sind und am anderen Tag wieder kindisch und albern. Sie haben auch ihre eigenen Themen und seien mit sich selbst noch nicht im Reinen. „Am besten setzen sich Eltern das Ziel - nicht mit allem und mit jedem zu kämpfen. Je gelassener man in den Urlaub fährt, desto besser wird er vergehen“, so Kachelrieß.

Handyverbot?

Und dennoch, man könnte zum Beispiel gemeinsam das Handyverhalten für die Urlaubszeit besprechen und diktatorische Ansagen vermeiden. Danach könnten sich Eltern auf das Gespräch berufen. Tief in ihrem Inneren wissen die Teenager schon, dass es nicht in Ordnung ist, die ganze Zeit am Bildschirm zu kleben, verspricht die Beraterin und gibt noch einen Rat mit auf den Weg. Eltern sollten nicht nachtragend sein und jeden Tag als Chance auf neues Glück sehen. „Es wird auch schöne Tage geben.“

Aktive Erlebnisse

Was Teenies außerdem Spaß macht, sind Programmpunkte nach ihrem Geschmack. Schicke Instagram-taugliche Sehenswürdigkeiten, Sport-, Skateboard- oder Surfaktivitäten, Shoppingtouren oder was auch immer sie gern haben. Unternehmungsfaule Teenager könnte man mit einem attraktiven, erreichbaren Ziel locken, für welches es sich für sie lohnt, aktiv zu werden. Allein das blaue Meer reicht nicht mehr. Eine gute Alternative für alle wäre, mal eine Freundin oder einen Freund mitzunehmen, wenn diese gerade wichtiger sind, als die Eltern oder Geschwister. Oder man verbringt den Urlaub doch getrennt voneinander. Ferienlager oder andere Ferienangebote für Jugendliche sind ebenfalls eine kostbare Erfahrung.

Ein blondes Mädchen ist von hinten abgelichtet. Sie trägt einen blauen Rucksack.

Aktuelle Reiseziele in der Nähe

So weit so gut. Jetzt kommt aber das nächste Dilemma. Seit bald einem Jahr stecken wir in einer besonderen Reisesituation. Also wohin soll die Reise gehen? Geht sie überhaupt? Anja Hemmerich ist bei der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg für Familien zuständig und rät: „Deutschland ist im Moment ein gutes Reiseziel – und natürlich Baden-Württemberg. Grundsätzlich sollten Familien jedoch die aktuelle Entwicklung am Wunschort beobachten oder erfragen.“
Vom Angebot im Umland seien die Freizeitparks bei Teenagern sehr beliebt: der Europa-Park und der Erlebnispark Tripsdrill. Beide mit besonderen Übernachtungsmöglichkeiten - als Tagesausflug, aber auch als Kurzurlaub möglich – im Schäferwagen oder Baumhaus in Tripsdrill oder in einem der Themenhotels oder dem Camp Resort im Europa-Park. Mit dem Wasserpark Rulantica bietet der Europa-Park eine weitere Attraktion für Teenager. Familien mit Teenagern und jüngeren Kinder buchen weiterhin den Urlaub auf dem Bauernhof und besuchen zusätzliche Ausflugsziele.
„Das kann die Fundorena auf dem Feldberg, das Badeparadies Schwarzwald in Titisee-Neustadt sein oder die VR-Welten in Schramberg oder am Bodensee das Zeppelin Museum in Friedrichshafen.
Weitere interessante Ziele mit Spaßfaktor: Erlebnis- oder Freibäder, Freizeitparks oder Klettergärten oder eine Übernachtung in der Wildnis, wie sie die Trekking-Camps von Mai bis Oktober im Schwarzwald anbieten. Diese sind nur zu Fuß zu erreichen und bieten Platz für maximal drei Zelte. Das ist sicher ein bleibendes Erlebnis“, fasst Hemmerich zusammen.
Für mountainbikebegeisterte Teenager gibt es Touren wie die Baiersbronner T2 Klosterreichenbach Trailtour oder einige Bikeparks in der Region, aber auch Wanderungen oder Radtouren. Einige Ausflugsziele können mit dem Landesfamilienpass kostenlos besucht werden. Gute Ausflugsziele in der aktuellen Situation seien Freilichtmuseen oder ähnliche Angebote wie die Insel Mainau oder der Archäopark Vogelherd auf der Schwäbischen Alb mit einer großen Außenfläche und beschränkter Teilnehmerzahl für Mitmachprogramme. „Alle Ziele in der Natur sind natürlich auf jeden Fall ganz oben auf der Liste. Hier lohnt sich die Suche nach einem nicht so überlaufenen Weg“, so Hemmerich. Also stellen wir uns zumindest für das kommende Jahr auf Natur und Bewegung in unserer Nähe ein, mit der Hoffnung, bald alles lockerer anzugehen, sowohl eine Reise mit Teenies als auch die Reise an sich.

Diese Familien haben mit Teenies und zu Pandemiezeiten im letzen Sommer Tolles erlebt

Vater und Sohn mit Rad und Zelt durch die Schweiz
„Wir müssen unseren Sohn nie zu Aktivitäten überreden, sondern wir waren immer gern aktiv und in der Natur.“ erzählt Herr Krüger. „Die Leidenschaft ist ihm geblieben. Sein Ziel letztens war es, dass wir zu zweit die hohen Berge sehen und 1000 Kilometer mit dem Rad knacken. Deswegen war der Tacho total wichtig. Aber viel wichtiger war es, dass es Spaß macht und nicht nur anstrengend wird. Wir haben an den hohen Pässen auch mal den Postbus genommen. Also minimalistisch packen, nichts Großes planen, einfach los, mit Rad und Zelt von Lindau am Bodensee bis nach Interlaken. Die Landschaft genießen, das Berner Oberland ist einfach schön, die Berge, die kristallklaren Seen und Flüsse sind Anziehungspunkte. Seine einzige Bedingung war es, WLAN auf dem Campingplatz zu haben, aber das verstehe ich schon.“

Gemeinsam und jeder für sich
„Wir sind leidenschaftliche Camper und haben vier Kinder.“ berichtet Familie Wächter. „Drei davon Teenies. Irgendwann wurde ihnen der Atlantik langweilig. Also mussten Surfkurse her oder Besuche einer großen Stadt auf dem Weg. Als das nicht genug war, ist die älteste Tochter kurz mitgekommen und dann bei Verwandten geblieben und die Jüngeren durften jeweils einen Freund mitnehmen. So blieben wir im Wohnmobil und die Kinder stellten ihre Zelte daneben auf. Jede und jeder hatte eine eigene Oase und Gesellschaft. Es war schön und nicht anstrengend.“

Teenie im Doppelpack
„Wir haben drei Kinder, nur eins davon Teenie.“ erzählt Familie Zanders. „Also haben wir uns die Freundin unserer ältesten Tochter für eine Woche in Griechenland „ausgeliehen“. So waren die Teenies auch mal unter sich, aber aktiv und gern mit uns. Die restliche Zeit waren wir als Familie zusammen. Beides war Gold wert. Wir nehmen Zeitschriften, Bücher und Brettspiele auch dann mit, wenn unsere Teenagerin sie nicht haben will. Bei den Onlinepausen greift sie doch gern zu.“

Tipps & Wissenswertes in Kürze

- Konkrete Angebote finden sich auf folgenden Internetseiten: www.tourismus-bw.de, www.familien-ferien.de, www. reisespatz.de, www.aventerra.de

- Angebote ohne Eltern auf: www.klassenfahrtenfuchs.de, www.jugendtours.de, www.service-bw.de

- Eine große Übersicht über weitere Ferienangebote sowie Infos zu den Anbietern stehen auf der Internetseite unserer Feriencampmesse: www.feriencampmesse.de