Eine junge Frau mit dunkelbraunen Haaren steht neben einem himmelblauen Stella-Roller, der zu einem Mobilitäts-Sharing-Konzept der Stadt Stuttgart gehört. Im Hintergrund sieht man ein großes Glasgebäude.
© Stadtwerke Stuttgart

CO2-Fußabdruck: Mobilität

01.04.2020

Verkehr und Verkehrsflächen belasten Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen und das Bedürfnis nach einer klimaschonenden, bezahlbaren und gesunden Fortbewegung wächst. Wir alle sind aufgefordert, unser Mobilitätsverhalten zu überprüfen. Es gibt viele Impulse für neue Mobilitätskonzepte.

Es gibt zu viel Verkehr, zu viel Stau, zu viel Stickstoff, zu viel CO2 auf den Straßen in der Region und zu viel zugeparkter Stadtraum. Wir möchten, dass die Städte wieder lebenswerter werden. Aber wir müssen uns gleichzeitig vor Augen halten, dass unser Bedarf an individueller Mobilität enorm ist.  Allein die Einwohner der Region Stuttgart unternehmen jährlich zusammen 2,8 Milliarden Wege. Das hat die Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart (WRS) ermittelt. Mehr als die Hälfte dieser Wege entstehen in der Freizeit, beim Einkaufen und für private Erledigungen. 46 Prozent der Wege werden mit dem Pkw gefahren, das entspricht 15,3 Milliarden Pkw-Kilometer. Umgerechnet heißt das, dass wir täglich rund 1.046 Mal  um die Erde auf Höhe des Äquators fahren, allein in der Region Stuttgart. Unschwer zu erkennen, dass der Autoverkehr eine Schlüsselstellung einnimmt in der Bewältigung des Klimawandels.

Die Region steht dabei vor einer besonders großen Herausforderung, nämlich vor der Umwandlung vom führenden Automobilstandort zu einer veränderten nachhaltigen Mobilitätskultur. Aktuelle Geschäftszahlen aus der Automobilwirtschaft  zeigen dies überdeutlich. „Unser Wohlstand hängt enorm von der Mobilitätsindustrie ab, jeder Sechste arbeitet in der Branche“, sagt der WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg. Deren formuliertes Ziel ist es, die Region zur „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ umzuwandeln. Die WRS ist optimistisch, das Ziel zu erreichen, denn alle Akteure,  also Betriebe, Politik, Gemeinden und Forschungseinrichtungen sind intensiv im Gespräch, um gemeinsam an der Entwicklung von zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten zu arbeiten.

Wandel durch betriebliche und politische Anreize

Gefragt ist einmal die Eigeninitiative des Einzelnen, das Auto öfter stehen zu lassen. Der Fahrradverkehr beispielsweise soll sich nach den Zielen des Verkehrsministeriums bis 2030 verdoppeln. Doch ohne zusätzliche betriebliche und politische Anreize sind diese Bemühungen begrenzt. Eine Stellschraube dabei ist das betriebliche Mobilitätsmanagement: Der Weg zur Arbeit verursacht naturgemäß viel Verkehr.

Große Arbeitgeber in der Region Stuttgart haben zusammen mit dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart das „Bündnis für Luftreinhaltung“ geschlossen. Sie bieten Jobtickets für die Nutzung des ÖPNV, stellen Heimarbeitsplätze zur Verfügung oder fördern Carsharing oder die Nutzung von Fahrrädern. Die Landesregierung zum Beispiel will noch in diesem Jahr als erstes Bundesland umweltfreundliche Zweiräder statt motorisierter Dienstwagen für die Mitarbeiter einführen. Rund 170.000 Landesbedienstete sollen dann an einem Radleasingmodell  teilnehmen können. Im Angebot Fahrräder, Pedelecs, eBikes oder auch Lastenräder.

Eine andere Stellschraube um die Stickstoffemissionen in besonders belasteten Städten zu  reduzieren, ist der Ausbau von Elektromobilität. Über 900 neue eLadepunkte sind in der Region Stuttgart derzeit im Aufbau. Gemeinden und Städte arbeiten an Konzepten für eCarsharing oder Lösungen für autonom fahrende Minibusse. Auch der Verkehrsfluss muss optimiert werden. Für eine intelligente digitale Mobilitätsplattform, die dem Nutzer zeigen soll, wann welches Verkehrsmittel am besten ist,  stehen 9,5 Millionen Euro, teilweise aus EU-Mitteln, zur Verfügung.

"Stuttgart handelt" statt Klimanotstand

Den Klimanotstand wollte der Stuttgarter Gemeinderat nicht ausrufen. Dafür hat er im Dezember mit großer Mehrheit das Programm „Weltklima in Not – Stuttgart handelt“ beschlossen. 200 Millionen Euro aus Haushaltsüberschüssen stehen für Maßnahmen zur Verfügung, damit Stuttgart bis 2050 klimaneutral ist. Damit sollen beispielsweise der Radverkehr und der ÖPNV gefördert werden. So soll zum Beispiel der Kauf von E-Lastenrädern für Stuttgarter Familien auch 2020 und 2021 finanziell gefördert werden.

Der Flughafen soll künftig auf Flüge von Stuttgart nach Frankfurt und München verzichten. Auch die Idee einer urbanen Seilbahn könnte als Teil des öffentlichen Nahverkehrs für weitere nachhaltige Entlastung in Stuttgart sorgen. Welche Strecken sich in Stuttgart dafür eignen könnten, wird derzeit von Experten untersucht.

 

Mehr zu Stuttgart handelt: www.stuttgart.de/mobilitaet

Mehr zu eMobilität in der Region: www.emobil-region-stuttgart.de

Mehr zur Modellregion: www.nachhaltige-mobilitaet.region-stuttgart.de/

Infos zur Förderung von E-Lastenrädern für Familien: www.stuttgart.de/lastenrad