Tipps für tolle Jugendbücher

In dem ersten Kinderroman des mehrfach ausgezeichneten Autors Saša Stanišić „Wolf“ muss der Ich-Erzähler Kemi in ein Feriencamp fahren, obwohl er mit Natur und Wald nicht viel am Hut hat. Im Camp wird er das Gefühl nicht los, anders zu sein, als all die anderen Jugendlichen. Bis er Jörg begegnet, der ihm noch „andersiger“ erscheint. Aus diesem Grund wird Jörg auch von den anderen gemobbt, aber Kemi traut sich nicht ihm beizustehen. Jede Nacht begegnet Kemi in seinen Albträumen dem titelgebende Wolf, der seine Ängste symbolisiert. Die innere Zerrissenheit des Jungen zeigt sich auch hervorragend in den schwarz-gelben Illustrationen von Regina Kehn, die den empathischen und gleichzeitig humorvollen Erzählstil des Autors erst richtig zur Geltung bringen.

Die elfjährige Oktober und ihr Vater leben im Wald. „Wir sind Wilde“, verrät sie schon auf den ersten Seiten. Und „mein Vater sagt meinen Namen nie nur einmal, wenn er die Chance hat, ihn zweimal  zu sagen“, weshalb die Autorin Katya Balen ihrem Jugendroman den Titel „October, October“ gegeben. Als der Vater, mit dem October sehr innig verbunden ist, einen Unfall erleidet, muss das Mädchen zu ihrer Mutter nach London ziehen. Zunächst kommt sie überhaupt nicht klar, weder mit der Mutter, noch mit der ihr fehlenden Freiheit, die sie in der Natur genossen hat. Doch mit der Zeit entdeckt October, dass selbst die Großstadt wild sein kann, ebenso wie ihre Mutter, die October eine andere wilde Welt zeigt.

Junge Leser werden ihren Spaß daran haben, wie die Autorin bewusst nicht immer den Regeln der Grammatik folgt, sondern ihnen gerade auch durch Abweichungen in der Sprache das Wesen von October näher bringt.

Mit Katja Ludwigs Kinderroman „Ellie & Oleg – außer uns ist keiner hier“ ist das Thema Pandemie und Lockdown in der Kinderliteratur angekommen. Die beiden ungleichen Stiefgeschwister sind allein in ihrem neuen Zuhause und warten vergeblich auf den Rest der Familie, der wegen der Ausgangssperre nicht aus der Stadt zu ihnen zurückkommen kann. Ohne Handy und andere Kontakte sind sie ganz auf sich gestellt und lernen mit der Zeit alleine klar zu kommen  und selbst vor dem „Suffkopp“ keine Angst mehr zu haben. Nicht umsonst wurde das Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert: Die Protagonisten der in rasantem Tempo erzählten Geschichte zwischen Tränenausbrüchen und Abenteuerlust geben auch ihren Lesern Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten.