All das Schöne

11.12.2024

Mit Zitroneneis gegen die Depression

„All das Schöne“ ist ein ganz besonders Stück. Ich habe es mit einer zehnten Klasse angesehen und ich kann mit Sicherheit sagen, dass die allermeisten Schüler den Theaterbesuch richtig gut fanden, sogar die „Theatermuffel“.

All das Schöne

im Jungen Ensemble Stuttgart (JES), ab 14  Jahre, Eberhardstr. 61a , S-Mitte, Tel. 21848018

In unserem Online-Veranstaltungskalender findet ihr alle Veranstaltungen im JES: Junges Ensemble Stuttgart

Tickets gibt es hier: www.jes-stuttgart.de

Mann steht auf einer Bühne und wirft Papierschnipsel in die Luft.
© JES Julia Sang Nguyen
Mann ist in der Hocke und neben ihm liegt ein Stapel an Sachen.
© JES Julia Sang Nguyen
Mann hält Preis-Trophäe in den Händen und lacht in Kamera.
© JES Markus Nass

Um was geht's:

Im ersten Moment hatte ich durchaus Bedenken, mit einer Klasse in ein Solostück zu gehen, in dem der Hauptdarsteller rückblickend über die depressive Erkrankung seiner Mutter und deren Selbstmordversuche erzählt. Derselbe, gespielt von Maximilian Schaible, erinnert sich daran, wie es war, als Kind eine Mutter um sich zu haben, die nicht „All das Schöne“ am Leben sehen kann. Ich habe befürchtet, dass es Einzelne von uns doch zu sehr mitnehmen könnte.

Als Regisseur Frederic Lilje im November 2024 dann den FAUST - Theaterpreis in der Kategorie „Inszenierung Theater für junges Publikum“ bekommen hat, war ich etwas beruhigt, weil ich annahm, dass ein in erster Linie entmutigendes Stück wahrscheinlich nicht so eine Auszeichnung bekommen würde. Tatsächlich war der Theaterbesuch dann absolut lohnenswert, weil die Inszenierung ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl aufkommen lässt.

So war's:

Alle Zuschauer sitzen sich in einem kleinen Raum im Kreis gegenüber und Einzelne werden sogar spontan in das Stück eingebunden. (Man kann die Rolle natürlich auch ablehnen, für die meisten fühle es sich aber gar nicht so unangenehm wie erwartet an).

Im Übrigen spielt der Hauptdarsteller charismatisch und mitreißend. Die Liste mit tausend schönen, lebenswerten Dingen von Zitroneneis über die Star Wars – Filme bis zum abends länger Aufbleiben lässt einen immer wieder Schmunzeln, lädt aber auch zum Reflektieren über die schönen Seiten des Lebens ein. Der Hauptdarsteller hat die Liste in seiner Kindheit begonnen, um seine Mutter vom Selbstmord abzuhalten. Im Laufe des Stücks wird sie aber immer mehr zu einer Liste, die für ihn selbst wichtig ist. Zuschauer erleben Theater einmal anders und erfahren zudem einiges über das Leben mit einer Depression oder mit depressiven Angehörigen.