Wenn die Kinder am Abend endlich im Bett liegen, ist dies für viele Eltern ein guter Grund, sich ein Gläschen Wein zu genehmigen, um sich vom Stress des Familienalltags zu erholen. Leider bleibt es oft nicht bei dem einen Gläschen, und so sind manche von ihnen gefährdet, in eine Alkoholabhängigkeit zu geraten.

Gerade Eltern, die regelmäßig Alkohol trinken, sollten sich darum fragen, ob sie ihren Konsum tatsächlich noch unter Kontrolle haben. Diana Czyborra von der Suchtberatung der Caritas Ludwigsburg weiß aus Erfahrung, dass besonders Mütter gefährdet sind, den Alkohol als Stresskiller zu nutzen. Sie rät diesen Frauen, einfach mal zu versuchen, drei Monate ohne Alkohol auszukommen. Dann würden sie recht schnell bemerken, „welchen Stellenwert der Alkohol in ihrem Leben hat, und ob sie über Alternativen verfügen, die ihnen beim Stressabbau helfen“, so Czyborra. Außerdem könnten sie sich beispielsweise fragen, wie oft sie in der Woche trinken, zu welcher Tageszeit, und ob dies häufig alleine oder eher in Gesellschaft geschieht. Mehr oder weniger professionelle Selbsttests, ob ein Alkoholproblem besteht, gibt es im Internet. Czyborra empfiehlt den Test der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der anhand von zehn Fragen deutlich macht, wie der Alkoholkonsum der Testperson einzuschätzen ist.

Maß halten

Wie wir alle wissen, gibt es eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, sich vom Alltagsstress zu entspannen. Doch keine Sportart, kein Achtsamkeitstraining und auch kein Gespräch mit Freunden werden einer Mutter oder einem Vater wirklich helfen können, wenn er oder sie nicht auch mal auf das Gläschen Wein verzichten kann.

Diese Erfahrung machte auch Clare Pooley, Autorin des Buches „Chianti zum Frühstück“. Die Mutter von drei Kindern fand immer mehr Gelegenheiten zu trinken, egal ob mit anderen Müttern zusammen oder auch alleine. Bis sie eines Tages die Notbremse zog und sich sagte „es muss sich etwas ändern“. In ihrem Tagebuch, das sich über ein Jahr des Alkoholentzuges erstreckt, beschreibt sie auf sehr unterhaltsame Weise, wie sich ihr Leben ohne Alkohol komplett verändert. Ganz nebenbei bekommen Leser in dem Erfahrungsbericht wertvolle Tipps, beispielsweise wie sie Partys ohne Alkohol überstehen und vor allem, wie sie ihren guten Vorsätzen treu bleiben können.

Guter Rat

Wer es alleine nicht schafft, weniger zu trinken, sollte sich dringend Unterstützung holen. Suchtberaterin Dzyborra macht die Erfahrung, dass Betroffene nicht so einfach und selbständig eine Beratungsnummer wählen. „Meist kommen sie auf Empfehlung von Bezugspersonen, denen sie vertrauen. Dies kann der Frauenarzt ebenso wie der Hausarzt sein. Aber auch Partner oder Freunde raten ihren Klienten häufig zu einer Beratung“, beobachtet sie in ihrem beruflichen Alltag.

Eine regelmäßige, lebenspraktische Beratung kann Betroffenen helfen und bei Bedarf auch Möglichkeiten aufzeigen, wie eine Kur ohne Kinder zu realisieren ist.

Leid der Kinder

Die meisten Eltern denken, dass ihre Kinder nicht merken, wenn sie zu viel trinken. Doch Kinder sind laut Czyborra diesbezüglich sehr sensibel und spüren genau, wenn zu Hause zu viel Alkohol im Spiel ist. „Sie denken dann leider schnell, dass das was mit ihnen zu tun hat oder dass es ihre Schuld ist“, so Czyborra. „Sie verhalten sich oft extrem angepasst und müssen ihre eigenen Gefühle zurückstecken“, erklärt die Suchtberaterin. Darum sollten Eltern mit einem Alkoholproblem auch der Kinder wegen dringend einen Weg finden, um dieses in den Griff zu bekommen.

Info

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Unter www.kenn-dein-limit.de gibt es einen Alkohol-Selbsttest. 10 Testfragen sollen helfen, den eigenen Umgang mit Alkohol in den letzten 12 Monaten zu überprüfen. Außerdem findet sich hier ein Motivations- und Wissenstest, ein Promillerechner und ein Trinktagebuch.

Telefonberatung der BZgA zur Suchtvorbeugung: 0221-892031

Das Bild zeigt das Cover des Buches „Chianti zum Frühstück“, das hauptsachlich blau ist und in dessen mitte ein mit Rotwein gefülltes Weinglas abgebildet ist, neben dem ein Croissant liegt.

Buchtipp

Clare Pooley: Chianti zum Frühstück: Eine Frau hört auf zu trinken und fängt an zu leben, Beltz Verlag 2018, 375 Seiten, EUR 17,95, ISBN 978-3-407-86539-7