Ab wann das erste Instrument?

01.10.2020

Kinder haben häufig schon früh Freude am eigenen Musizieren. Ab dem Vorschulalter machen sich viele Eltern Gedanken, Kochlöffel und Rassel-Ei durch ein „richtiges“ Instrument zu ersetzen. Wir haben  bei Stefanie Rack von der Musikschule Süd nachgefragt, ab welchem Alter das sinnvoll ist und welches Instrument sich am besten eignet.

Wenn man in der Küche keinen Kochtopf mehr findet, weil jegliches Küchenutensil ständig zu einem Schlagzeug verbaut wird – ist das der Zeitpunkt, an dem man sich Gedanken machen sollte, sein Kind an ein richtiges Instrument heranzuführen?

Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Wenn ein Kind aber Interesse zeigt, sich sein Schlagwerk selbst zusammenzustellen, dann ist das schon ein guter Zeitpunkt, es einfach mal auszuprobieren. Das Schlagzeug stellt man sich aber oft einfacher vor, als es tatsächlich ist.

Welche Fähigkeiten sollten schon ausgebildet sein, bevor man damit beginnt?

Das Schlagzeug ist von der Koordination her sehr anspruchsvoll. Die linke Hand macht etwas anderes als die rechte, das eine Bein etwas anderes als das andere. Da müssen sich die Synapsen im Gehirn erst mal verknüpfen und das dauert. Bei nicht allen ist die Geduld für diese Entwicklung vorhanden. Unabhängig davon ist das Schlagzeug aber ein tolles Anfangsinstrument. Zu Beginn geht es da ja vor allem um Rhythmik und die ist die Voraussetzung für jegliches musikalisches Tun. 

Ab welchem Alter kann man grundsätzlich mit einem Instrument beginnen?

Das lässt sich so allgemein nicht sagen. Das Kind muss nicht unbedingt schon in der Schule sein, aber die Koordination sollte schon einigermaßen stimmen. Wenn der Lehrer sagt: „Beweg mal deinen kleinen Finger“ und dann bewegt sich da nichts, ist das schwierig. Oft gibt es weitere körperliche Voraussetzungen: Bei der Gitarre etwa sollte das Kind schon ein bisschen Kraft in den Fingern haben und bei Blasinstrumenten ein gewisses Lungenvolumen. Sonst ist es schwierig, überhaupt einen Ton zu erzeugen. Wenn diese Voraussetzungen noch nicht gegeben sind, ist es besser, noch ein bisschen zu warten mit dem Instrument. Sonst wird es eine Quälerei.

Lange galt ja die Blockflöte als geeignetes Einstiegsinstrument.

Die Blockflöte kann ein gutes Einstiegsinstrument sein, wenn man etwa später auf die Querflöte umsteigen möchte, aber sie muss nicht unbedingt am Anfang stehen. Wichtiger ist es, darauf zu hören, welches Instrument das Kind von sich aus lernen möchte – und diesen Elan dann mitzunehmen.

Oft hat es ja noch gar keine Vorstellung, welche Instrumente es überhaupt so gibt.

Dafür bieten wir das Instrumentenkarussell an, bei dem es verschiedene Instrumente kennenlernen und ausprobieren kann. Nicht selten entscheidet es sich dann für eines, an das am Anfang keiner gedacht hat.

Sollten Eltern diese Entscheidung dann auch mittragen? Also das Schlagzeug akzeptieren statt für die Geige zu plädieren?

Beginnt man mit einem Instrument, das das Kind nicht interessiert, könnte der Enthusiasmus für das Musizieren schon wieder nachgelassen haben, bevor es an das richtige Instrument geht. Hat man dagegen gleich von Anfang an Spaß und kleine Erfolgserlebnisse, freut man sich mehr an seinem Instrument und das tägliche Üben wird nicht zur Last.

Was können Eltern tun, wenn das Kind doch einmal einen Durchhänger hat?

Die Begleitung von Seiten der Eltern ist sehr wichtig. Wenn sie das Kind dazu anhalten, jeden Tag regelmäßig zu üben und sei es nur ganz kurz, bringt das mehr, als sich einmal in der Woche für eine Stunde zu quälen. Eltern müssen ihrem Kind aber auch die Zeit für das Üben einräumen. Wenn es vor lauter anderen Terminen keine Zeit mehr für sein Instrument hat, kommt es nicht weiter und dann stellt sich irgendwann die Frustration ein. Das ist schade. Das Instrument soll ja kein zusätzlicher Stress sein, sondern Freude machen.

Das Bild zeigt die Musiklehrerin Stefanie Rack von der Musikschule in Stuttgart-Süd, die vor dem Logo der Musikschule-Süd am Eingang steht.
©Stefanie Rack